Montag, 12. Juli 2004

Wöhlertagung für Anorganische Chemie

Im Tätigkeitsbericht der GDCh für das Jahr 2003 wird unter anderem auf Seite 37 über die sinkenden Teilnehmerzahlen bei der Wöhler-Tagung für Anorgansiche Chemie berichtet. An der er letzten Tagung 2002 nahmen nur noch 66 Personen teil! Es wurden verschiedene Massnahmen vorgestellt, wie die Tagung attraktiver gestaltet werden soll. Es ist natürlich erfreulich, dass der Vorstand der Wöhler-Vereinigung sich Gedanken darüber macht, wie die Tagung attraktiver werden kann.

Meiner Meinung nach fehlen zwei wichtige Punkte, die man noch berücksichtigen sollte:

1. Schluss mit der Unterscheidung zwischen "richtiger Wissenschaft" die auf Tagungen für "erwachsene Wissenschaftler" präsentiert wird und den Jungchemikern mit ihren Jungchemiker-Tagungen. Der größte Teil der Forschungsergebnisse in der Chemie in Deutschland wird von Doktoranden produziert (zumindest an den Universitäten). Diese sollten auch die Möglichkeit erhalten ihre Ergebnisse in Vorträgen und Postern auf dieser Wöhler-Tagung zu präsentieren! Das ist ein geeignetes Forum zum Vortragen und Diskutieren. Einen "Jungchemiker-Kindergarten" halte ich für überflüssig.

2. Radikale Reduzierung der eingeladenen Vorträge. Sinnvoll wäre ein eingeladener Plenarvortrag pro Tag. Alle Tagungsteilnehmer, auch Doktoranden und Wissenschaftler die nicht Professoren sind, sollten Vorträge und Poster anmelden können. Die Organisatoren müssen dann natürlich eine Auswahl treffen. Diese Auswahl möglichst nach inhaltlichen Gesichtspunkten und nicht nach Länge des Titels.


Ich habe festgestellt, dass es für mich einfacher ist einen Vortrag auf einer internationalen Tagung anzumelden und diesen auch zu halten, als auf einer nationalen Tagung. Wenn es so ist, dann stimmt irgend etwas nicht in der Tagungskultur der Gesellschaft Deutscher Chemiker!

Freitag, 9. Juli 2004

Anglizismen

(Englische Begriffe in der deutschen Sprache)

Harald Martenstein meinte in der Zeit Ausgabe 8/2004 wer eine Sprachkolumne schreibt "... ist innerlich längst so cremig, dass es nur noch für Sprachkolumnen reicht." Hmm, na lassen wir das mal beiseite, schließlich ist das die Humorecke der Zeit.

In den "Nachrichten aus der Chemie" Heft 7/8 2004, Seite 766 ist ein sehr schöner Artikel von Michael Groß über "Denglisch für Fortgeschrittene". Er lebt mit seinen Kindern in England und kann auf Grund der zweisprachigen Familie sprachliche Veränderungen in Deutschland sehr gut verfolgen. Er stellt unter anderem fest, "dass das Deutsch der Daheimgebliebenen mindestens ebenso schnell unter dem Einfluss des Englischen erodiert wie unsere nur im Familienkreis gepflegte Exilantensprache."

Ein paar Seiten weiter in der gleichen Ausgabe kommt ein Artikel mit der vollen Wucht englischer Begriffe aus der Welt der Wirtschaft (Seite 819). Titel: "F+E durch Spin-offs flexibilisieren".
Hier ein paar Begriffe aus diesem Artikel:

Englischer Begriff Deutsche Erklärung
Spin-off - hier: Ausgründung einer Firma
Partnering - Partner / Geschäftspartner suchen?
Outsourcing - Aufträge an fremde Firmen vergeben
strategische Make-or-Buy-Entscheidungen - Wir müssen uns entscheiden: das Produkt oder die Dienstleistung selbst herstellen oder von einem anderen Produzenten dazukaufen.
Start-up - neu gegründete oder noch zu gründende Firma

Kommentar: Dieser Artikel wirkt wie eine Satire, ist aber sicher ernst gemeint.

Sonntag, 21. März 2004

Brain up!

Oh nein, was für ein Titel! Konnten die Verantwortlichen im BMBF nicht eine deutschsprachige Überschrift zur Suche nach deutschen Spitzenuniversitäten erfinden? Gruselige Assoziationen drängen sich dem unbedarften Hörer dieser Wortschöpfung auf.

1. Assoziation

Der Wissenschaftler, erkennbar an weissem Kittel und dicker Hornbrille, steht in seinem dämmrigen Kellerlabor. Er ist gerade dabei den Kopf eines Patienten zu öffnen. Vorsichtig entnimmt er das Gehirn, legt es auf eine Metallschale und dreht sich zu einem anderen Operationstisch. Dort liegt sorgfältig präparaiert ein Affe mit geöffnetem Schädel. Der Wissenschaftler hebt das Affernhirn vorsichtig heraus, murmelt dabei leise "Brain up!" und kichert vor sich hin. Ganz sorgfältig setzt er das Gehirn in den Schädel des Patienten ein und verschliesst den Kopf wieder.
Einmal hat schon das Augenlied eines Patienten nach der Operation gezuckt. Irgendwann wird ihm die Operation gelingen. Er braucht nur noch genügend Patienten für weitere Experimente. Irgendwann gelingt es, ganz sicher.

2. Assoziation

Fürst Vlad der Dritte blickt über das Schlachtfeld. Ringsumher liegen die Leichen der getöteten Türken und seiner eigenen Leute. Nach einem kurzen Moment der Besinnung schreit er seinen Leuten zu: "Brain up!". (Na gut, dann müsste es ein Hollywood-Film sein.) Sofort stürzen diese los, hacken den gefallenen Gegnern mit kräftigen Hieben die Köpfe ab und spiessen sie auf Lanzen.
So verbreitete Vlad Tepes genannt "der Pfähler" Furcht und Schrecken in ganz Europa.


Links für Interessenten:

Dienstag, 2. März 2004

Nanosciene

Das ist zur Zeit der große Renner. Der Hype breitet sich rapide aus und hat inzwischen schon die Tageszeitungen und Feuilletons erfasst. Alle träumen von großartigen Anwendungen wie "nanoverkapselten Medikamenten", Nanoroboter usw.. Nach einiger Zeit wird sich das legen und die Erkenntnis über die begrenzte Anwendbarkeit die Oberhand gewinnen. Solche Megatrends gibt es alle par Jahre. Erinnern wir uns nur an die Fullerene oder die "kalte Kernfusion". Hierbei sollte man natürlich noch erwähnen, dass es Fullerene wirklich gibt, während der Effekt der kalten Kernfusion äußerst zweifelhaft ist und wahrscheinlich der wissenschaftliche Flop des letzten Jahrhunderts ist!
Ich will mich der Begeisterung für Nanomaterialien nicht verschliessen, deshalb gibt es hier einige Links: