Montag, 30. Dezember 2013

The Structural Chemistry of Fehling's Solution

Fehlingsche Lösung

Die Fehlingsche Lösung kennt fast jeder, der irgendwann einmal ein Chemiepraktikum an einer Universität absolviert hat. Bis heute wird diese Lösung als einfaches Nachweismittel für die Anwesenheit reduzierender Verbindungen verwendet. Insbesondere kann man mit diesem Reagenz reduzierende und nicht-reduzierende Zucker voneinander unterscheiden. Zur Herstellung des Nachweisreagenzes mischt man eine verdünnte Kupfer(II)-sulfat-Lösung mit einer alkalischen Kaliumnatriumtartrat-Lösung. Tartrat ist das Anion der Weinsäure. Die frisch zubereitete Lösung besitzt durch Komplexbildung zwischen den Kupfer-Ionen und den Tatrat-Ionen eine bunkelblaue Farbe. Wenn dieses Reagenz zur Lösung eines reduzierenden Stoffes gegeben wird, fällt nach kurzer Zeit ein rotbrauner Niederschlag von Kupfer(I)-oxid aus. Dann ist der Nachweis positiv.
Bisher wusste man wenig über die Art der Komplexverbindung im Nachweisreagenz. Sandra Albrecht und Peter Klüfers gelang nunmehr die Aufklärung der vorliegenden Komplexverbindungen. Sie berichteten kürzlich in der Zeitschrift für Anorganische und Allgemeine Chemie über die Strukturen der in diesem Reagenz enthaltenen Verbindungen (Z. Anorg. Allg. Chem. 2013, 639, 280–284). Dabei konnten sie drei Verbindungen mittels Einkristall-Strukturanalyse charakterisieren. Als Beispiel wird hier eine der drei Verbindungen vorgestellt. Es handelt sich um Na6[Cu(tartrat)2]·14H2O. In dieser Verbindung sind zwei Tartrat-Anionen an ein Kupfer-Ion gebunden (Abb 1). 



Abb. 1: [Cu(tartrat)2]6--Anion aus der Strukturanalyse (Kupfer = gelb, Sauerstoff = blau, Kohlenstoff = dunkelgrau, Wasserstoff = hellgrau).

Weiterhin sind im Kristallgitter sechs Natrium-Ionen und 14 Moleküle Wasser gebunden. Diese machen die Struktur leider etwas unübersichtlich. Die dem Kupfer am nächsten liegenden Natriumatome und einige Wassermoleküle sind in Abb. 2. dargestellt. In Lösung dissoziieren die Natrium-Ionen und werden von einer Hydrathülle umgeben. Sie liegen dann z.B. als [Na(H2O)6]+ vor, während das Komplex-Anion [Cu(tartrat)2]6- auch in Lösung erhalten bleibt.

Abb. 2: Struktureinheit Na2[Cu(tartrat)2]4-aus der Strukturanalyse (Natrium = rosa, Kupfer = gelb, Sauerstoff = blau, Kohlenstoff = dunkelgrau, Wasserstoff = hellgrau).


p.s. Dank an Florian B. für den Hinweis auf diese Publikation!

Sonntag, 29. Dezember 2013

Department of Defence finances German University Research

Militärforschung an deutschen Universitäten

Im November ging mit großem Getöse eine Meldung über US-Militärforschung an deutschen Universitäten durch den deutschen Blätterwald. So berichtete die Süddeutsche Zeitung "US-Militär finanziert deutsche Forscher", Die Zeit Online  "Das US-Verteidigungsministerium hat deutsche Hochschulen und Forschungsinstitute mit Millionenbeträgen gefördert. Es geht auch um Forschung an Sprengstoffen und Drohnen", oder der NDR auf seiner Webseite "Militär-Forschung: Hochschulen schweigen". Differenziert fand ich den Kommentar der Wirtschaftswoche zum Aufreger des Monats: "Die Empörung über Forschungsprojekte des US-Militärs in Deutschland ist verlogen. Fragwürdig ist nicht die Kooperation zwischen Wissenschaft und Rüstung, sondern die Zivilklausel mancher Hochschulen."

Wo kommen diese Angaben auf einmal her? Einen ersten Hinweis liefern Daten des NDR. Dort findet man zwei PDF-Dokumente, die alle deutschen Einrichtungen auflisten, die direkt oder indirekt mit dem US-amerikanischen Verteidigungsministerium (Department of Defence) kooperieren: geheimerkrieg249.pdf und geheimerkrieg251.pdf. Die dort genannte Quelle ist usaspending.gov. 
Ja so geheim ist der Krieg dann wohl doch nicht. Die Daten sind auf einer öffentlichen Webseite für jedermann einsehbar. Schließlich ist die USA eine Demokratie und es gibt dort ein Gesetz über Informationsfreiheit (Freedom of Information Act) und damit sind solche öffentlich verwendeten Gelder auch in einer öffentlich zugänglichen Datenbank abrufbar. Man muss sich nur die Mühe machen dort nachzusehen. Der Einblick in die angeblich so supergeheime gefährliche Militärforschung ist also recht einfach. Man geht auf die Webseite der US-Regierung: usaspending.gov. Dann sucht man nach einem brauchbaren Begriff in Deutsch. Für deutschsprachige Universitäten wäre das z.B. das Stichwort "Universitat". Ja ohne Umlaut, das ist in Amerika nicht üblich.Dann schränkt man die Suche rechts im Auswahlfenster auf "By Agency / Department of Defense.." ein und erhält folgendes Antwortfenster:


http://usaspending.gov/search?form_fields={%22search_term%22%3A%22Universitat%22%2C%22dept%22%3A[%229700%22]}&sort_by=dollars&per_page=25



Damit sind natürlich nicht die anderen Forschungseinrichtungen (Fraunhofer, Leibniz, Max-Planck...) in Deutschland erfasst. Wer mag darf selbst weiter nach "supergeheimen Forschungsprojekten" suchen...


Samstag, 28. Dezember 2013

Breaking Bad Season 5

Elektromagneten, Schädlingsbekämpfung und Empire Business - die fünfte Staffel von Breaking Bad

Die ersten acht Folgen der fünften Staffel liefen im Dezember auf Arte. Diesmal gibt es eher weniger über Chemie zu lernen, dafür etwas Physik. In der Folge "Lebe frei oder stirb" (Folge 47) löschen Walter und Jesse die Festplatte eines Laptops in der Asservatenkammer der Polizei. Dazu verwenden sie einen Elektromagneten vom Schrottplatz. Dieser ist an 21 in Reihe geschaltete Autobatterien mit je 12 Volt (= 252 Volt) angeschlossen. Dazu sind noch einmal 21 Batterien parallel geschaltet, um die Stromstärke zu erhöhen.
Für ihre weitere Drogenproduktion nutzen Walter und Jesse eine Schädlingsbekämpfungsfirma ("Vamonos Pest") als Tarnung. Die Schädlinkgsbekämpfer hüllen ganze Wohnhäuser in grün-gelbe-Kunststoffplanen ein und räuchern das Ungeziefer mit Sulfurylfluorid (SO2F2) aus. In Folge 49 ("Gefahrenzulage") sieht man kurz eine Zeichnung der mobilen Produktionsanlage die sie nun verwenden. Allerdings waren keine Einzelheiten zu erkennen, daher kann an dieser Stelle auch nichts darüber berichtet werden.
Sehr vielversprechend ist die Schlusszene der Folge 54 ("Gliding over All"). Schwager Hank von der DEA ist zu Besuch bei Walter. Er bekommt in Walters Haus zufällig ein Buch in die Finger in dem eine Widmung steht. Das Buch heisst "Leaves of Grass" von Walt Whitman und die Widmung lautet folgendermaßen: 
TO MY OTHER FAVORITE
W.W.
 IT'S AN HONOUR WORKING WITH YOU.
FONDLY G.B.
Die Widmung stammt von dem inzwischen toten Drogenkoch Gale Boetticher. Hank wird beim Lesen dieser Widmung schlagartig klar, wie alles zusammenpasst und wer Heisenberg ist. Wir dürfen auf die letzten acht Folgen gespannt sein...
 
Wer noch mehr Informationsbedarf hat, schaut bei Wikipedia nach, dort gibt es auch einen Episodenguide mit kurzen Inhaltsbeschreibungen aller Folgen. Außerdem existiert auch ein Wiki speziell für Breaking Bad (siehe Abbildung)!


http://breakingbad.wikia.com/wiki/Breaking_Bad_Wiki


Sonntag, 22. Dezember 2013

Bioinorganic Chemistry

Bioanorganische Chemie


Die lange überfällige Aktualisierung des wichtigsten Lehrbuches zur bioanorganischen Chemie ist jetzt erschienen. Der Titel heißt nunmehr "Bioinorganic Chemistry - Inorganic Elements in the Chemistry of Life: An Introduction and Guide" (von Wolfgang Kaim, Brigitte Schwederski und Axel Klein von John Wiley and Sons, Oktober 2013). Das Buch gehört zur Reihe "Wiley Textbook Series, Inorganic Chemistry" und hat sogar einen relativ erträglichen Preis von ca. 57 Euro.
Das Werk hat eine umfassende Modernisierung erhalten. Die bewährte Struktur in Reihenfolge und Aufbau der Kapitel ist beibehalten und neueste wissenschaftliche Erkenntnisse sind eingearbeitet worden. Die Abbildungen der Proteinstrukturen sind nunmehr auf einem aktuellen Stand mit farbigen Abbildungen in denen die Feinheiten der Sekundär- und Tertiärstrukturen der Proteine erkennbar dargestellt sind. In bewährter Weise konzentriert sich die Diskussion der katalytischen Aktivität auf die Metallkomplexe im Zentrum der Proteinstrukturen. Modellkomplexe werden ebenfalls gebührend diskutiert. Leider ist der Titel zur Zeit nur auf Englisch erhältlich, das dürfte für Studenten in niederen Semestern eine bedeutende Hürde in der Akzeptanz des Buches darstellen. Da ist der einfache Student notfalls schneller mit Googlen und muss sich dann nicht durch das englischsprachige Lehrbuch quälen. Bleibt zu hoffen, das auch noch eine deutschsprachige Version erscheinen wird.

Samstag, 21. Dezember 2013

Communication Networks in Science


Wissenschaftskommunikation 2.0

Es gibt zahlreiche neue Formen der Kommunikation von Wissenschaft im Internet. Beispielhaft möchte ich einige neuartige Internet-Communities vorstellen.


http://www.colwiz.com/

Colwiz

Diese Abkürzung steht für "Collective Wizdom". Auf dieser Webseite wird kostenlose Software bereitgestellt. Diese soll das Innovationstempo beschleunigen und die Forschungsproduktivität insgesamt erhöhen (So der Werbetext der Anbieter.). Colwiz Web bietet Software für den Desktop PC, das i-Phone, i-Pad und Android-Modelle an. Mit Hilfe dieser Software kann man Publikationen auf Google Scholar, PubMed und ca. 30 anderen Suchmaschinen suchen. Weiterhin kann man Notizen verfassen, Artikel schreiben und Zitate verwalten, mit Kollegen an gemeinsamen Projekten arbeiten und Dateien speichern, Backup-Kopien hinterlegen und mit anderen Daten teilen.  Mit den erklärenden Videos auf der Webseite erhält man einen ersten Eindruck von den angebotenen Möglichkeiten. 


http://www.neothesus.de/
Neothesus bemüht sich darum, eine innovative Wissenschafts-Community im Internet aufzubauen. Auf dieser Webweite präsentieren namhafte Professoren offene wissenschaftliche Fragestellungen per Video. Zudem können die Community-Mitglieder dort eigene wissenschaftliche Fragestellungen in Textform veröffentlichen. Eine Übersicht über die aktuellen Fragestellungen auf dieser Plattform findet man hier. Zum Fachgebiet Chemie finden sich bisher keine Einträge. Aber das kann sich ja bald ändern.



http://www.researchgate.net/
ResearchGate ist ein soziales Netzwerk für Wissenschaftler aller Bereiche. Auf die Webseite von ResearchGate können angemeldete Nutzer Fachartikel hochladen und mit anderen teilen, sich zu Forschungsfragen austauschen und Partner für gemeinsame Projekte finden. Weiterhin kann man dort Messdaten und Daten von misslungenen Experimenten veröffentlichen, um eine Wiederholung von Fehlern in der Forschung zu vermeiden. ResearchGate bietet eine eigene Metrik zur Messung wissenschaftlicher Reputation an. Dieser ResarchGate Score soll Wissenschaftlern ermöglichen, sich auch unabhängig von der Publikation in wissenschaftlichen Fachpublikationen eine Reputation zu erarbeiten.
Viele Wissenschaftsorganisationen und -institutionen, wie die International Academy of Life Sciences (IALS), die European Science Foundation und die Gesellschaft für Virologie (GfV) nutzen ResearchGate als Plattform für die Kommunikation zwischen Mitgliedern und Teilnehmern. Zahlreiche Professoren von internationalen Universitäten sollen Qualität und Unabhängigkeit in einem Advisory Board garantieren. Bekanntester deutscher Kunde ist die Max-Planck-Gesellschaft, die mit Hilfe von ResearchGate ihr Wissen im Internet verknüpfen will. [Quelle: Wikipedia]





Biowebspin ist nach eigener Aussage das führende und am häufigsten besuchte professionelle Netzwerk für Leute die in den Lebenswissenschaften arbeiten. Das Portal ermöglicht den Zugang zu PubAdvanced. Diese Benutzeroberfläche bietet das Gleiche wie Pubmed, aber mit zusätzlichen nützlichen Features. Unter PubAdvanced kann man Veröffentlichungen entsprechend ihren CitImpacts sortieren. Citimpacts bestehen aus der Anzahl an Zitierungen und deren Impact-Faktoren. Außerdem kann man gleichzeitig nach Patenten suchen, die Popularität der eigenen Publikationen im Internet untersuchen und Vieles mehr.















Life Science Network
Dieses Netzwerk tauchte erst vor kurzem auf, deshalb gibt es dazu noch nicht viele Informationen.In diesem Portal kann man nach Forschungseinrichtungen in den Life Sciences suchen, sich untereinander vernetzen, Post-Publication Review betreiben und Jobanzeigen aufgeben oder nach Jobs suchen.

Montag, 16. Dezember 2013

Books for Christmas

Weihnachtsgeschenke in letzter Minute


Hier ein paar Buchempfehlungen zu Weihnachten:



Eine kurze Geschichte von fast allem

Die Geschichte der Welt und Geschichten von Wissenschaftlern so spannend und unterhaltsam geschildert, wie es nur Bill Bryson kann.  


Hugh Aldersey-Williams: Anatomien: Kulturgeschichten vom menschlichen Körper

Kulturgeschichte vom Feinsten, alles über den menschlichen Körper in Kunst, Geschichte und Literatur. Unterhaltsam wie ein Roman.


Nate Silver: Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller
.
Dieses Buch handelt von Vorhersagen aller Art.Angefangen von Erdbeben über die Wirtschaftsentwicklung, Grippewellen bis zu Wettervorhersagen und Klimamodellen werden die verschiedensten Bereiche besprochen.
Journalistischer Schreibstil, teilweise deutlich amerikazentriert aber trotzdem ganz gut zu lesen. Statistische und mathematische Theorien kommen auch vor (Bayes-Theorem, Pareto-Prinzip), stehen aber nicht im Vordergrund.

Sonntag, 3. November 2013

Lanthanide and Actinide Chemistry

Bücher über Seltene Erden

Seltene Erden rückten in den letzten Jahren vielerorts in den Mittelpunkt des Interesses. Auch in diesem Blog erschienen mehrer Artikel unter dem Label "Seltene Erden". Auch die wissenschaftlichen Verlage verfolgen aktuelle Entwicklungen und partizipieren mit mehr oder weniger guten Büchern. Hier ein paar Literaturhinweise auf aktuelle Veröffentlichungen.

Es geht los mit einer Warnung:  Der Titel "Chemie Der Seltenen Erden" von O. Korn und J. Herzfeld erschien im Januar 2013 im Verlag Let Me Print. Der Titel fokussiert sich ja genau auf das Thema, das könnte vielleicht interessant sein. Allerdings sollte man beachten, dass es sich um den Nachdruck der Originalausgabe aus dem Jahr 1901 handelt! Es ist also der Reprint eines uralten Buches. Seriös, sicher, aber wohl nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand.

Wer wirklich etwas über Lanthanoiden- und Actionidenchemie lernen sollte, möchte dann vielleicht doch lieber zu einem aktuelleren Werk greifen. Da empfehle ich eher folgenden Titel: "Lanthanide and Actinide Chemistry" von S. Cotton, Wiley 2006.



Deutlich tiefer in das genannte Themengebiet führt folgender Titel: "The Rare Earth Elements: Fundamentals and Applications" (Herausgeber: David A. Atwood). Der Band wurde aus Beiträgen in der Encyclopedia of Inorganic und Bioniorganic Chemistry zusammengestellt. Er enthält wirklich kurze und gute Artikel zu allen relevanten Themen auf diesem Gebiet seien es nun molekulare magnetische Materialien, Supraleiter, Metal-Organic-Frameworks, Lanthanid-Shift-Reagenzien oder Lumineszenzeigenschaften mit Hinweisen auf die entsprechenden Anwendungen.





Montag, 19. August 2013

Just make up an elemental analysis

"Denk Dir einfach eine Elementaranalyse aus!"

Sinngemäß diese Aufforderung findet man in den zusätzlichen Informationen zu einem Artikel in der angesehenen Zeitschrift Organometallics. Der Titel der Arbeit ist: "Synthesis, Structure, and Catalytic Studies of Palladium and Platinum Bis-Sulfoxide Complexes". In den Supporting Information zu diesem Artikel steht auf Seite 12 folgende Anmerkung: "Emma, please insert NMR data here! where are they? and for this compound, just make up an elemental analysis".
Emma ist die Erstautorin dieses Artikels. Man kann vermuten, dass diese Anmerkung von Ihrem Betreuer eingefügt und bei der weiteren Bearbeitung des Manuskriptes übersehen wurde. Der Begriff "make up ..." dürfte hierbei in der Bedeutung von "denk Dir aus..." gebraucht worden sein. Daher gibt es an dieser Stelle das Label "Bad Science".
Bedenklich ist weiterhin, dass weder die Gutachter (vermutlich zwei Personen) noch der Herausgeber der Zeitschrift, diese häßliche kleine Anmerkung bemerkt und kritisiert haben!
Diese vergessene "editorische Notiz" hat bereits einiges Aufsehen verursacht und wurde im Internet entsprechend gewürdigt. Siehe z.B.:


    [Danke an Markus Z. für den Hinweis auf diese Publikation.]

    Montag, 10. Juni 2013

    Crystalline Sponges for structure analysis

    Kristalline Schwämme

    Bislang brauchte man für eine Strukturanalyse Einkristalle möglichst guter Qualität oder man versuchte die Kristallstruktur von polykristallinem Material aus den Daten der Pulverdiffraktometrie abzuleiten. Nunmehr gibt es eine völlig neuartige Methode der Strukturbestimmung: den "kristallinen Schwamm". Mit diesem saugt man eine flüssige Verbindung (oder die Lösung einer Verbindung auf), dabei entsteht ein Einschlusskomplex. Die Kristallstruktur dieses Komplexes aus Wirt und Gast wird gemessen und schon hat man eine Strukturanalyse der ursprünglich flüssigen Verbindung. 
    Über diese neuartige Methode der Strukturbestimmung berichteten Fujita et al. in Nature unter der Überschrift "X-ray analysis on the nanogram to microgram scale using porous complexes" (Nature 495, 2013, 461-466).
    Die hierbei genutzte Vorgehensweise ist eigentlich schon länger aus der supramolekularen Chemie bekannt. Wirt-Gast-Komplexe wurden aber bisher noch nie so konsequent zur Strukturanalyse der Gast-Komponente genutzt. Die Autoren des Nature-Artikels waren auch in der Lage zu zeigen, dass diese Methode gut verallgemeinerbar ist und für eine Vielzahl von Verbindungen funktioniert. Dabei müssen doch einige Voraussetzungen erfüllt sein, damit die oben von mir so salopp beschriebene Methode überhaupt zum Erfolg führt:
    • Die zu untersuchende Verbindung oder die Lösung dieser Verbindung darf das Kristallgitter des "kristallinen Schwamms" beim Aufsaugen nicht zerstören.
    • Die zu untersuchende Verbindung (auch "die Gastmoleküle") müssen die richtige Form und Größe haben, um in das Kristallgittes des Wirtes hineinzupassen. 
    • Die Gastmoleküle müssen im Kristallgitter des Wirtes kristallographisch definierte Positionen einnehmen, sie dürfen also nicht ungeordnet im Kristallgitter umherliegen. 
    Für die Strukturanalyse braucht man dann auch nicht mehr eine makroskopische Menge, sondern wenige Milligramm können genügen. Die Autoren haben dies an den Strukturanalysen von verschiedenen Flavonoiden gezeigt, die sie aus den Fraktionen einer HPLC-Trennung gewonnen haben!

    Die verwendeten molekularen Schwämme sind poröse metallorganische Gerüstverbindungen ("MOF"). Die Methode zur Strukturbestimmung mit kristallinen Schwämmen stellt somit eine neuartige und hoch interessante Anwendung der supramolekularen Chemie dar.


    Weitere Links:

    Donnerstag, 23. Mai 2013

    The Wittelsbach-Graff and the Hope Diamond

    Blaue Diamanten


    Diamanten sind meist farblos und werden wegen ihrer Seltenheit, Brillanz und Beständigkeit als wertvolle Schmucksteine geschätzt. Noch seltener sind farbige Diamanten. Die Eigenschaften verschiedener blauer Diamanten wurden kürzlich mit spektroskopischen Methoden untersucht. Die Ergebnisse wurden in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht (Geology 2008, 83 und Gems and Gemology 2010, Summer, 80).  In Chemie in unserer Zeit gibt es eine sehr schöne Zusammenfassung dieser Untersuchungen. In diesem Artikel werden der Wittelsbacher und der Hope-Diamant verglichen. Beide Diamanten waren zeitweise prominente Stücke in königlichen Juwelen, der Wittelsbacher Diamant im Bayerischen Königshaus und der Hope-Diamant war Bestandteil der französischen Kronjuwelen. Die blaue Färbung beider Diamanten stammt von geringen Mengen Bor, die im Kristallgitter des Diamanten enthalten sind. Vermutlich wurde beide Diamanten im 17. Jahrhunder in der Kolur-Mine in Indien gefunden. Es gab die Vermutung, dass beide Diamanten aus einem größeren Diamanten geschnitten wurden. Diese Vermutung konnte nunmehr widerlegt werden.
    Die Infrarot- und Phosphoreszenz-Spektren der beiden Diamanten sind sehr ähnlich, allerdings unterscheiden sie sich hinsichtlich der optischen Eigenschaften. Die Untersuchung im Polarisationsmikroskop zeigte, dass der Wittelsbacher Diamant Spannungsmuster in zwei Richtungen aufweist, während der Hope-Diamant solche Muster nur in eine Richtung zeigt. Beide Diamanten weisen also eine unterschiedliche geologischen Deformationsgeschichte auf und können daher nicht aus dem gleichen Kristall stammen. (Quelle: J. Evers, L. Möckl, H. Nöth: Chemie in unserer Zeit, 2012, 46, 356)
    Mehr zur spannenden Geschichte des Hope-Diamanten erfahren Sie im nachfolgenden Post!

    Abbildung: Der Wittelsbacher Diamant (Quelle: Wikimedia)



    Mittwoch, 22. Mai 2013

    The Curse of the Diamond of Death

    Der Diamant des Todes

    Der große blaue Diamant den Ludwig der XIV einst trug, soll mit einem Fluch beladen sein, der seinen Besitzern Unglück und frühen Tod bringt. Die Geschichte dieses Diamanten lässt sich bis in das 17. Jahrhundert zurück verfolgen. Hier in Kurzfassung die Geschichte des Diamanten, wie Sie von Terry Breverton geschildert wird (Quelle: "Breverton's Phantasmagoria, A compendium of Monsters, Myths and Legends", Quercus Publishing, London 2011):




    Rama und Sita beten einen Lingam an,
    Quelle der Abbildung: Wikimedia





    Der große blaue Diamant, der auch unter den Namen Hope-Diamant oder der Diamant des Todes bekannt ist, wurde angeblich aus einem Tempel in Indien oder Burma gestohlen. Er soll sich urprünglich auf der Stirn der Hindugöttin Sita befunden haben. 1642 kaufte der französische Juwelier Jean-Baptiste Tavernier den 112 karätigen blauen Diamanten (23g) in Indien und brachte ihn 1668 mit nach Frankreich. Ludwig XIV. kaufte diesen Diamanten zusammen mit 44 anderen großen und zahlreichen kleinen Diamanten. Tavernier wurde in den Adelsstand erhoben und starb im Alter von 84 Jahren in Rußland. Ein Gerücht besagt, dass er in Rusßland von wilden Hunden zerrissen worden sein soll. 1673 ließ Ludwig XIV. den großen blauen Diamanten neu schleifen, um seine Brllianz zu erhöhen. Der neu geschnittenen Stein hatte nur noch 67 Karat (13,4 g). Er wurde offiziell als der "blaue Diamant der Krone" bezeichnet. Ludwig der XIV. trug den Edelstein häufig an einem Halsband. Auch seine damalige Mätresse, die Marquise de Montespan trug zeitweise den Edelstein. Kurz darauf fiel sie in Ungnade und wurde verstoßen. Der französische Finanzminister Nicholas Fouquet war verantwortlich für die Kronjuwelen. Angeblich trug er den Diamanten bei einem Fest. Später fiel er in Ungnade, wurde eingekerkert und 1680 auf Befehl des Königs hingerichtet. Ludwig der XIV starb unter Qualen an Wundbrand, sein Reich stand vor dem Bankrott. 




    Ludwig der XIV von Frankreich, Gemälde von Hyacinthe Rigaud (Louvre Museum), Quelle der Abbildung: Wikimedia






    1749 ließ König Ludwig der XV. seinen Hofjuwelier den "Orden des Goldenen Fließ" anfertigen. Das extrem prächtige Schmuckstück enthielt den großen blauen Diamanten und den roten Edelstein "Côte de Bretagne". Der große blaue Diamant war später einer der liebsten Edelsteine von Marie-Antoinette, der Frau von König Ludwig XVI.. Beide wurden im Verlauf der französischen Revolution hingerichtet. Auch hier wirkte wieder der Fluch des Edelsteins. Marie-Louise von Savoyen-Carignan, eine Hofdame von Marie-Antoinette, hatte den Diamanten kurze Zeit getragen und wurde während der Revolution von einem wütenden Mob zerissen. Ihr Kopf wurde auf einer Pike vor den Fenstern des königlichen Gefängnisses umher getragen. Während der Wirren der französischen Revolution wurden die königlichen Juwelen teilweise gestohlen. Der größte Teil der Juwelen wurde wieder aufgefunden, der große blaue Diamant blieb jedoch zunächst verschwunden.





    Hinrichtung von Marie Antoinette am 16.10.1793, Quelle der Abbildung: Wikimedia






    Irgendwie gelangte der holländische DiamantenschneiderWilhelm Fals in den Besitz des Diamanten und schliff diesen neu. Sein eigener Sohn Hendrik raubte ihn aus. Wilhelm war danach ruiniert und starb im Elend. Sein Sohn Hendrik Fals beging 1830 Selbstmord. Bevor er starb hatte er den Diamanten wohl zum Begleichen einer Schuld in Zahlung gegeben. Francis Beaulieu kam so in den Besitz des Diamanten und reiste damit nach London um ihn dort zu verkaufen. In London angekommen befiel ihn ein schweres Fieber an dem er kurze Zeit später verstarb. Kurz vor seinem Tod hatte er den Verkauf des Diamanten an den Londoner Juwelenhändler Daniel Eliason arrangiert. Als Eliason den Diamanten bezahlen wollte, war Beaulieu bereits tot. Trotzdem gelangte er in den Besitz des Diamanten. Es existiert ein rechtliches Dokument von 1812, welches Daniel Eliason als Besitzer des Diamanten dokumentiert. Das Dokument enthält auch eine farbige Zeichnung des Edelsteins und hatte nunmehr 45 Karat (9g). Eliason brachte sich 1824 selbst um. George IV kaufte den Diamanten von Eliason. Nach dem Tod des englischen Königs 1830 wurde der Diamant verkauft, um große Schulden zu bezahlen. Der Bankier Henry Philip Hope kaufte den Diamanten für 18 bis 20.000 Pfund. Dessen Neffe Henry Thomas Hope besaß den Diamanten seit ca. 1839. Eine Reihe von Unglücksfällen waren die Folge, einschließlich dem Tod seines einzigen Sohnes. Der nächste Besitzer Lord Henry Francis Hope hatte ebenfalls nur Pech mit dem Diamanten. Seine Ehe scheiterte und er erlitt finanziellen Ruin. Seine Frau war die damals berühmte Schauspielerin May Yohe. Als sie noch mit Lord Hope verheiratet war, tug sie den Diamanten häufig.  Sie starb in Armut. Aufgrund seiner Spielsucht und einem verschwenderischen Lebenswandel brauchte Francis Hope dringend Geld. Daher beantragte er 1898 bei Gericht die Genehmigung, den Hope-Diamanten zu verkaufen. Er hatte nur ein Zugriff auf die Zinsen vom Erbe seiner Großmutter. Der Antrag wurde abgelehnt. Ein Jahr später wurde die Revision dieses Urteils verhandelt und erneut abgelehnt. 1901 stellte er einen Antrag auf Verkauf des Diamanten an das House of Lords. Dieser Antrag wurde schließlich genehmigt. Der Diamant war inzwischen als der Hope-Diamant bekannt und galt als der schönste und größte blaue Diamant der Welt. Er wog jetzt nur noch 44 Karat (8,8 g), hatte aber durch das neu Schleifen enorm an Schönheit und Brillianz gewonnen.
    Der Kaufmann Adolph Weil kaufte den Diamanten und übergab ihn sogleich an den amerikanischen Händler Simon Frankel. Von dem Moment an, da der Diamant in seinem Besitz war, hatte Simon Frankel finanzielle Probleme. 1907 verkaufte er den Diamanten aus Verzeweiflung, um seinen Besitz zu retten. 1908 war der Diamant im Besitz eines französischen Händlers namens Jacques Colot, der ihn sofort an einen russischen Prinzen weiter verkaufte. Dieser Prinz, Iwan Kanitovski, lieh den Diamanten seiner Geliebten, der schönen Schauspielerin Lorens Ladue. Sie trug den Diamanten, als sie vom Prinzen mit einem Revolver erschossen wurde. Zwei Tage später wurde der Prinz von russischen Revolutionären totgeschlagen. Jacques Colot hatte nicht den vollen Erlös für den Verkauf des Diamanten erhalten. Er wurde verrückt und beging kurze Zeit später Selbstmord. Befor Kanitovski starb, gab er den Diamanten an einer französischen Händler weiter. Dieser fiel die Treppe herunter und brach sich ein Bein. Der französische Händler verkaufte den Stein an einen griechischen Juwelenhändler namens Montharides (oder Moncharides), der ihn mit nach Athen nahm. Kurz danach wurde er gemeinsam mit seiner Frau und zwei Kindern überfallen, ermordet und von einer Klippe geworfen.Nach einer anderen Version fuhr er mit seinem Wagen selbst über die Klippe und tötete sich und seine Familie. Kurz zuvor hatte er den Diamanten für 400.00 Dollar an Abdul Hamid den II., den 34. Sultan des Ottomanischen Reiches, verkauft.
    Der Sultan verlor sein Reich 1908 bei einem Staatsstreich der Armee. Der Diamant war einem Diener namens Abu Sabir anvertraut worden. Dieser sollte den Stein polieren. Abus Sabir behauptete, den Stein niemals erhalten zu haben. Daher wurde er ausgepeitscht, gefoltert und ein paar Monate lang eingesperrt. Der Diamant wurde im Besitz des Kerkermeisters wieder gefundern. Dieser wurde stranguliert aufgefunden. Als nächstes tauchte der Stein im Besitz eines der Eunuchen des Sultans auf. Der Eunuch, Kulub Bey, wurde in den Straßen von Istanbul von einem Mob gefangen und an einem Laternenpfahl aufgehängt. Jhever Agha, ein Beamter der Schatzkammer des Sultans versuchte den Diamanten zu stehlen, wurde dabei erwischt und aufgehängt. Die Lieblingskonkubine des Sultans hatte danach den Diamanten. Es war ein wunderschönes französisches Mädchen. Sie hatte den türkischen Namen Salma Zubayba angenommen. Sie trug den Diamanten auf ihrer Brust, als die Revolutionäre den Palast erstürmten. Sie wurde dabei getötet.
    Danach kam der Stein in den Besitz des türkischen (oder persischen) Daimantenhändlers Habib Bey in Istanbul. Er kam bei einem Schiffsunglück auf einem französischen Dampfer bei den Molukken ums Leben. Damit schien die Geschichte der Unglücksdiamanten zu Ende zu sein.
    Allerdings hatte Habib Bey den Diamanten in Paris zurückgelassen und er kam in den Besitz von Pierre Cartier.Der Diamant wurde im Juni 1910 bei Baily und Appert für 16.000 Britische Pfund verkauft. Über mehrere Zwischenhnändler gelangte der Stein schließlich in den Besitz von Edward B. McLean, der ihn für 60.000 Britische Pfund kaufte. Er schenkte den Edelstein seiner Frau Evalyn, einer geborenen Walsh, der Tochter eines reichen Minenbesitzers. Sie hatten einen gemeinsamen Sohn, Vincent. Die Eltern ließen ihr Kind, aus Furcht vor einer möglichen Entführung sehr gut bewachen. Eines Tages gelang es dem neunjährigen Vincent jedoch, der Obhut seiner Beschützer zu entkommen. Er verließ das umzäunte Grundstück und lief auf die Straße. Dort wurde der Junge von einem Auto überfahren. Edward B. McLean verließ seine Ehefrau wegen einer Anderen, verfiel dem Alkohol, wurde für verrückt erklärt und in eine Anstalt für Geisteskranke eingewiesen. Dort starb er 1941. Die gemeinsame Tochter des Ehepaars McLean beging 1946 im Alter von 25 Jahren Selbstmord. Evalyn McLean starb bald nach dem Tod ihrer Tochter.  Die Juwelen von Evalyn McLean wurden 1949 verkauft, um Schulden am Grundbesitz der McLeans zu tilgen. Der Diamant wurde von Harry Winston, einem New Yorker Juwelier gekauft. Dieser glaubte nicht an den Fluch des Diamanten und erlitt keinerlei Schäden. Er stellte den Hope-Diamanten eine Zeit lang aus und schenkte diesen dann 1958 dem Smithonian Institute. Dort ist er bis heute ein Glanzstück der Edelsteinaustellung.
    Sogar der Postbote, der den Diamanten an das Smithonian Institute lieferte, hatte ein Reihe von Unfällen. Sein Bein wurde in einem Unfall mit einem LKW zertrümmert, er verletzte sich den Kopf bei einem Autounfall und schließlich brannte noch sein Haus nieder.

    Richard Kurin: History and Curse of the Hope Diamond



    Fazit
    Die Geschichte des Hope-Diamanten kursiert auch im Internet in zahlreichen Varianten und mit leichten Variationen. Sicher bilden hier Legenden und Mythen ein Gerüst auf dem diese faszinierende Chronik zusammengewachsen ist. Allerdings ist es schon interessant zu sehen, wie die Geschichte dieses Objektes über die Jahrhunderte sorgfältig dokumentiert wurde und so auch die Geschichte der Menscheit mit all ihren Höhen und Tiefen über die letzten paar hundert Jahre widerspiegelt.

    Genug der salbungsvollen Rede, hier nocht weitere Quellen:
    • Eine ausführliche Dokumentation über den Hope-Diamanten findet man im englischsprachigen Wikipedia.
    • Bei Wikimedia gibt es eine Abbildung der Hope-Diamanten, darunter steht gleich noch eine weitere Variante der Geschichte des Hope-Diamanten.



    Sonntag, 5. Mai 2013

    Sustainable Forest Management

    Ökonomische Waldwirtschaft

    So etwa würde man das Werk "Sylvicultura oeconomica" von Hannß Carl von Carlowitz heute nennen. Der Autor selbst  versah den lateinischen Titel seiner Veröffentlichung von 1713 mit dem Untertitel "Hausswirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur Wilden Baum-Zucht". 





    Das Buch wird hierzulande zur Zeit immer wieder erwähnt, genannt, zitiert, gefeiert und als Motto voran getragen, da in diesem Buch der Begriff Nachhaltigkeit erstmals verwendet wurde. Das Zitat welches das Prinzip der Nachhaltigkeit erstmals formuliert, findet man auf Seite 69 in der zweiten Auflage der Schrift:

    Wird derhalben die größte Kunst, Wissenschaft, Fleiß, und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen, wie eine sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen, daß es eine continuirliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe, weiln es eine unentberliche Sache ist, ohnewelche das Land in seinem Esse nicht bleiben mag.


    Kann man das Werk auch im Original studieren? Dazu gibt es verschiedene Angebote im Internet:
    Ein Faksimile der Erstausgabe  von 1713 kann man bei www.forstbuch.de für 37 Euro bestellen. In der online verfügbaren Leseprobe erfährt man einiges über den Entstehungshintergrund und den Aufbau des Buches. Außerdem wird die Bildsprache des Titelkupferstichs sehr schön erklärt. Ein Reprint der zweiten Auflage von 1732 ist ebenfalls von diesem Verlag erhätllich. Leseprobe mit Vorwort findet man hier. Der Verlag Kessel bietet ebenfalls den Reprint der zweiten Auflage von 1732 an. Leseprobe hier.

    Wer das Buch sofort und online lesen möchte, kann auf das vollständige Buch bei Google Books zugreifen. Diese Version trägt übrigens den Stempel "Bibliotheca Regia Monacensis" (Bayerische Staatsbibliothek).

    Sonntag, 31. März 2013

    Harvesting Germanium in Plants?

    Germanium aus Pflanzen ernten?

    Bei der Recherche zum Artikel über die Jagd nach Ressourcen berichtete ich ja bereits über den Versuch, Germanium in Pflanzen anzureichern und daraus zu extrahieren (Projekt PhytoGerm). Die weitere Suche nach Germanium und seinen Verbindungen fördert Interessantes zutage. So findet man im Lehrbuch "Biochemie der Elemente" von Waldemar Ternes (Springer Spektrum, Berlin Heidelberg 2013, Seite 254f) Folgendes: "In manchen Pflanzen wird Germanium angereichert. Dazu sollen Nadelhölzher gehören. Außerdem sollen Spuren von Germanium in Austern, Thunfisch, Knoblauch, Bohnen und Tomaten zu finden sein."  Da hätten wir doch schon mal einen Ansatzpunkt, wo man nach Germanium suchen könnte - in Nadelhölzern bzw. in den Abwässern und Nebenprodukten der Zellstoffproduktion. Oder vielleicht gibt es auch etwas Germanium in der Asche von tausenden Kaminöfen in deutschen Haushalten. Das wäre auch gleich wieder ein Beitrag zum Recycling. Aber da wird wohl hauptsächlich Hartholz verbrannt und kein Nadelholz. 

    Übrigens wurde auch schon versucht, Gold in Pflanzen anzureichern. In einer Veröffentlichung in Nature 395 (1998) 553 wird von Versuchen berichtet bei denen Pflanzen in Erde aufgezogen wurde, die mit Gold und Ammoniumthiocyanat (zum Lösen der Edelmetalls) angereichert war. Die höchsten erzielten Gehalte sollen 57 Mikrogramm pro Gramm Trockengewicht bei der Pflanze Brassica juncea (Sareptasenf) betragen haben.
     Abbildung: Sareptasenf (Brassica juncea) 
    Werbespruch: "Beginnen Sie noch heute mit der Ernte von Gold und anderen seltenen Metallen! " ;-)
    (Quelle der Abbildung: Wikimedia)

    Allerdings frage ich mich schon, wieso eine Pflanze überhaupt Gold, Germanium oder andere Metalle in nennenswerte Menge anreichern sollte, wenn die Pflanze gar keinen Bedarf an diesen nichtessentiellen Elementen hat! Vielleicht sollte man eher in den Rückständen früherer Bergbauaktivitäten nach seltenen Elementen suchen. So enthält z.B. der Kupferschiefer aus dem Mansfelder Land unter anderem geringe Mengen Germanium und Indium. Diese Nebenprodukte wurden früher in nennenswerter Menge aus der Flugasche der Kupferverarbeitung gewonnen und in Freiberg/Sachsen weiter verarbeitet. Allerdings ist die Kupfergewinnung im Mansfelder Land aufgrund der geringen Kupfergehalte der Erze seit langem nicht mehr wirtschaftlich und die Gruben deshalb seit 1989/90 stillgelegt. Eventuell kann man aus den Halden des Kupferbergbaus noch seltene Metalle gewinnen, entsprechende Initiativen gibt es jedenfalls bereits (Projekt MLU Halle, Präsentation "Innovative Gewinnung von Wertmetallen aus Halden des Mansfelder Kupferschiefers").

    Mittwoch, 27. März 2013

    What are strategic metals?

    Was sind überhaupt "strategische Metalle"?

    Im Eintrag vom 06.03.13 (Auf der Jagd nach den Ressourcen) hatte ich ja bereits den Begriff "strategische Metalle" erwähnt. Heute etwas mehr dazu. Focus Online liefert uns eine kurz und knappe Aufzählung, was strategische Minerale und Metalle sind ("Rohstoffknappheit - 14 kritische Metalle" vom 18.06.10):

    Zitat Anfang

    • Antimon (zum Beispiel für Mikrokondensatoren)
    • Beryllium
    • Kobalt (zum Beispiel für Lithium-Ionen-Batterien und synthetische Treibstoffe)
    • Flussspat
    • Gallium (etwa für Dünnschichtphotovoltaikmodule und weiße Leuchtdioden)
    • Germanium (für Glasfaserkabel und Infrarotoptik)
    • Graphit
    • Indium (für Bildschirme und Dünnschichtphotovoltaikmodule)
    • Magnesium
    • Niob (für Mikrokondensatoren und Eisenlegierungen)
    • Metalle der Platingruppe (für Brennstoffzellen, Katalysatoren und Meerwasserentsalzung)
    • seltene Erden (für Dauermagnete und Lasertechnologie)
    • Tantal (für Mikrokondensatoren und medizinische Technologien)
    • Wolfram.
    Zitat Ende

    Deutlich differenzierter und ausführlicher ist eine Broschüre vom Umweltbundesamt: "Maßnahmen und Konzepte zur Lösung des Problems konfliktverschärfender Rohstoffausbeutung am Beispiel Coltan" von 2007) Dort fragt man sich zunächst was überhaupt seltene Metalle sind. Die Nutzung von Metallen wird beispielhaft für die Informations- und Kommunikationstechnik-Industrie besprochen. Anschließend werden drei verschiedene Definitionen für seltene Metalle angeboten:
     Zitat Anfang
    • Definition 1: Seltene Metalle sind Metalle mit hohen oder sehr stark gestiegenen Preisen
    • Definition 2: Seltene Metalle sind Metalle mit geringer Reichweite der Reserven
    • Definition 3: Seltene Metalle sind Metalle, die nur in wenigen Ländern abgebaut werden
    Zitat Ende

    Als Fazit für die Definition 1 wird festgestellt, dass die Preise von Metallen über lange Zeiträume sehr stark schwanken und kein hinreichendes Kriterium zur Bestimmung der Seltenheit eines Metalls ist (Seite 13).
    Bei der Definition 2 wurden alle Metalle untersucht, deren Reichweiten geringer als 50 Jahre sind. Nach diesem Kriterium sind die Metalle Indium, Strontium, Silber, Antimon, Gold, Blei, Zink und Tantal als seltene Metalle zu betrachten, da die Reserven weniger als 25 Jahre reichen dürften. Es widr aber angemerkt, dass für eine Reihe von Metallen keine Daten für Reservenschätzungen vorliegen (Seite 15).
    Anhand der Definition 3 wird die Ressourcenpolitik unter einer volkswirtschaftlichen Perspektive diskutiert (Seite 15ff). Als Kriterien zur Risikobewertung werden folgende Punkte genannt: Konzentration der Vorräte, Konzentration der Exporte und Konzentration der Produktion. Anhand dieser Kriterien werden dann mögliche Probleme bei der Beschaffung der seltenen Metalle diskutiert und mögliche strategische Metalle genannt (Seite 17). So gibt es z.B. bei Wolfram und seltenen Erden nur größere Reserven in China. Weiter heisst es "Niob wurde zum Zeitpunkt der Studie zu gut drei Vierteln von einem einzigen brasilianischen Unternehmen gewonnen. Auch hier liegen der größte Teil der bekannten Reserven in Brasilien."
    In der zusammenfassenden Betrachtung dieser drei Definitionen (Seite 19-20) werden dann folgende Elemente als "seltene Metalle" identifiziert:
    • Antimon und Indium (mit der höchsten Bewertung)
    • Cobalt, Gold, Iridium, Palladium, Platin, Rhenium, Rhodium, Ruthenium, Zink und Zinn. 
    Außerdem wird darauf hingewiesen, "dass einige Metalle nicht als Rohstoffe abgebaut, sondern als Beiprodukt gewonnen werden" (Seite 20-21). Das betrifft die Elemente Indium, Gallium und Germanium.  "Hierbei kann eine Schließung von Erzminen dazu führen, dass bei diesen Metallen Verknappungen auftreten."



    Abschließend noch ein paar Links für den interessierten Leser:
    Nachtrag Januar 2014:

    Sonntag, 24. März 2013

    Germanium containing pharmaceuticals

    Pharmazeutisch wirksame organische Germaniumverbindungen - eine Hoffnung für Kranke?

    Die pharmazeutischen Wirkungen organischer Germaniumverbindungen werden im Internet intensiv diskutiert. Entsprechende Präparate werden quasi auf dem grauen Markt als Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente angeboten. Eine kritische Auseinandersetzung mit diesen Vorstellungen findet man bei Chemie.de unter der Überschrift Germanium in Nahrungsergänzungsmitteln: "In einigen Nahrungsergänzungsmitteln ist es in Form von Spirogermanium (Carboxyethylgermanium-Sesquoxid, "Ge-132") enthalten. Germanium und dabei insbesondere Ge-132 wird dabei eine positive Wirkung gegen Krebs, AIDS, Bluthochdruck, Arthritis, Lebensmittelallergien, Malaria zugeschrieben. Diese Wirkungen wurden in keiner wissenschaftlich haltbaren Studie bisher bestätigt. Alle Ergebnisse aus Studien mit Spirogermanium zur Krebstherapie sind nicht beweiskräftig (inconclusive)...." Im Gegensatz dazu wird die Verwendung organischer Germaniumverbindungen als Nahrungsergänzungsmittel  oder als Medikament auf zahlreiche Webseiten völlig unkritisch angepriesen. Hier einige Beispiele:[Diese sind nicht als Werbelinks gedacht, sondern sollen einen Eindruck von den im Internet kursierenden Heilsversprechen vermitteln.]
    • Zentrum der Gesundheit Zitat: "Organisches Germanium stimuliert das Immunsystem und bringt seine verschiedenen Komponenten ins Gleichgewicht..."
    • Gesundheit Wissen24.de  Zitat: " Die positive Wirkung des organischen Germaniums wird von einigen, vornehmlich im Ausland ansässigen Forschern und Medizinern mit Krebs, AIDS, geschwächter Immunlage, Sauerstoffmangel im Blut und den Zellen in Verbindung gebracht..."
    • neues leben (Informationsportal für Gesundheit und Alternativ-Medizin) Zitat: "Organisches Germanium ist ein Halbleiter. Es stärkt das Immunsystem, fördert die Sauerstoffversorgung und Entgiftung des Körpers und schützt vor den Folgen schädlicher Strahlung..."
    • Natur- und Alternativmedizin @suite101 - Wie Germanium-132 gegen Krankheiten wirkt
    • Energizing Life - Zitat: "Organisches Germanium ist in Deutschland als Nahrungsergänzungsmittel nicht zugelassen und wird sehr kontrovers diskutiert..."
    • Body-Soul and Spirit Center - Zitat: "Germanium ... ist in der therapeutischen Anwendung am Menschen in Deutschland und anderen europäischen Ländern verboten! In Europa wird förmlich Jagd auf Anbieter gemacht, aus diesem Grund finden Sie auch kein organisches Germanium in Deutschland oder in ihrer Apotheke..."

    Man findet bei einer Suche nach "organischem Germanium" auch sofort ein Patent unter der Überschrift "Pharmazeutisch wirksame organische Germaniumverbindungen" (EP 0091114 A1 siehe auch EP 0091114 B1), welches auf germaniumhaltige Pharmazeutika abzielt. 



      Abbildung: Beispiele für organische Germaniumpräparate - Carboxyethylgermanium-Sesquoxid (links) und Spirogermanium (als Hydrochlorid, rechts).

     Für Menschen mit einer schweren Krankheit wie Krebs oder AIDS kann ein solches germaniumhaltiges Medikament die letzte Hoffnung bedeuten. Schließlich ist nachgewiesen, dass diese Präparate zumindest keinen Schaden im Körper anrichten. Warum sollte man es also damit nicht einmal versuchen? Wenn der Patient fest an eine Medizin oder Theraphie glaubt, dann hilft diese häufig auch.

      Mittwoch, 6. März 2013

      Strategic Metals and Ressources

      Auf der Jagd nach den "Ressourcen"


      Allenthalben begibt man sich zur Zeit auf die Suche nach ganz bestimmten Rohstoffen. Seit der Verknappung der Seltenen Erden aufgrund von Exportbeschränkungen in China gibt es ein verstärktes Interesse daran bestimmte "strategische Rohstoffe" nach Möglichkeit aus einheimischen Ressourcen zu gewinnen. Hinzu kommt das Problem der konfliktverschärfenden Rohstoffausbeutung in Afrika (siehe Broschüre vom Umweltbundesamt: "Maßnahmen und Konzepte zur Lösung des Problems konfliktverschärfender Rohstoffausbeutung am Beispiel Coltan" von 2007). Schließlich will sich kein westliches Industrieland vorwerfen lassen mit seinem Rohstoffhunger Bürgerkriege und Sklavenarbeit in Afrika zu befeuern. In dem nachfolgenden Video erklärt Professor Bill Hammack wie unsere High-Tech-Elektronik von Tantal abhängt. Dieses wird aus dem Erz Coltan gewonnen.




      Quelle des Videos: Youtube


      Der erste Ansatzpunkt seltene Rohstoffe im eigenen Land zu gewinnen, sind Verfahren zum Recycling von Metallen aus High-Tech-Geräten. Das Umwelbundesamt weist in seiner Presseerklärung unter der Überschrift "Deutsche verbrauchen zu viele Hi-Tech-Metalle" ausdrücklich auf dieses ungenutzte Rohstoffpotenzial hin und veranstaltete im November 2012 das europäische und nationale Ressourceneffizienz-Forum in Berlin. Die TU Bergakademie Freiberg hat sich den Namenszusatz "Die Ressourcenuniversität. Seit 1765." gegeben und deutet damit das geschärfte Forschungsprofil dieser Einrichtung an .

      Die zweite Möglichkeit ist die erneute Suche nach Rohstoffen im eigenen Land, z.B. im Erzgebirge oder anderen Gegenden in denen früher bereits Erze abgebaut wurden. Kürzlich wurde darüber berichtet, dass tonnenweise Seltene Erden in Sachsen gefördert werden könnten ("Seltene Erden: Gutachten bestätigt Vorkommen in Sachsen" - Spiegel Online 31.01.13, "Tonnenweise Seltene Erden in Sachsen gefunden"-Wirtschaftswoche vom 02.02.13,  "Das Wunder von Storkwitz" - Bild-Zeitung vom 27.02.13). Ob sich das finanziell lohnt ist dabei eine andere Frage.
      Auch die alten Abraum- und Schlackehalden geraten auf der Suche nach Rohstoffen in das Visier der "Schatzjäger" ("Bergbauhalden ins Visier genommen"-Wochenspiegel 18.02.13, "Freiberger Forscher erkunden Wertstoffe in alten Bergbauhalden" - Pressemitteilung der TU Bergakademie Freiberg vom 11.02.13). Dabei ist natürlich zu bedenken, dass die alten Erzvorkommen weitgehend ausgebeutet sein dürften und die geringen noch vorhandenen Erzgehalte nur mit einer sehr erffektiven preiswerten Technologie abbauwürdig wären. Oder man wartet, ob die Preise noch weiter steigen.
      Bei der Suche nach Rohstoffen sind der Phantasie  aber keine Grenzen gesetzt, völlig neue und unerwartete Quellen werden erkundet. So versucht man z.B.: hochreines Silicium aus Reisschalen zu gewinnen oder Germanium in Pflanzen anzureichern und daraus zu extrahieren (Projekt PhytoGerm). Auch die Bild-Zeitung war dankbar für diese Idee und erklärte uns in einem Artikel vom 05.02.13 worum es geht: "Phytomining, zu deutsch 'Bergbau durch Pflanzen' ". 
      Eine große potenzielle Rohstoffquelle spielte erstaunlicherweise noch keine Rolle in der aktuellen Diskussion: das Wasser der Weltmeere. "Schätzungsweise 6,5 Milliarden Tonnen Kupfer, 0,5 Milliarden Tonnen Uran und 70 Millionen Tonnen Gold birgt diese natürliche Rohstoffquelle für seltene Elemente, die bisher nicht erschlossen werden konnte." (Quelle: Die Zeit, 20.3.1964) Aber nicht erst 1964 kam man auf die Idee, die gewaltigen Mengen gelöster Elemente aus dem Meerwasser zu gewinnen, sondern bereit kurz nach dem 1. Weltkrieg gab es sehr umfangreiche Untersuchungen dazu. In Folge des Friedensvertrags von Versailles musste das Deutsche Reich große Mengen Gold als Reparation aufbringen. Der Chemiker und deutsche Patriot Fritz Haber (siehe Foto) suchte eine Lösung für die erdrückenden Reparationsforderungen und unternahm 1923 eine Expeditionsfahrt über den Atlantik, um den Goldgehalt des Meerwassers genau zu erkunden. Die Analyseverfahren zur Bestimmung des Goldgehaltes wurden während des Projektes immer weiter verbessert und verfeinert, allerdings waren die Ergebnisse ernüchternd: Das Meerwasser enthält durchschnittlich 0,0044 Milligramm Gold. 1926 beendete Haber die Arbeiten an diesem Projekt. Die ganze Story findet  man in dem Buch  "Gold aus dem Meer" von Ralf Hahn (GNT-Verlag); siehe auch Die Zeit vom 28.08.11 oder "Gold aus dem Meer" auf www.goldseiten.de.
      Bis heute gibt es kein Verfahren zur wirtschafltichen Gewinnung von Gold oder anderen Metallen aus Meerwasser.

      (Quelle der Abbildung: Wikimedia Commons)
      Fritz Haber: Erfinder der industriellen Ammoniaksynthese, Nobelpreisträger und erfolgloser Goldsucher.

      Weitere Informationen über Fritz Haber und die erfolglose Goldsuche findet man in folgendem Buch: "Hundert Jahre an der Schnittstelle von Chemie und Physik: Das Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft zwischen 1911 und 2011".

      Sonntag, 3. März 2013

      Themes in this blog

      Wer liest diesen Blog eigentlich und welche Themen sind interessant?

      Nachfolgend ist die Statistik der Suchbegriffe mit dem Stand vom 01.03.13 für diesen Blog wiedergegeben. also nach welchen Begriffen sucht meine Kundschaft, wenn sie auf meinem Blog fündig wird?

      david hahn 627
      chemie blog 152
      david hahn reaktor 77
      knallquecksilber breaking bad 76
      atomreaktor 73
      breaking bad chemie 56
      siedewasserreaktor 56
      autobatterie breaking bad 54
      flusssäure leiche auflösen 40
      siedewasserreaktor aufbau 32

      Wenn wir uns die von Blogger gelieferte Statistik etwas näher ansehen, so können wir drei Themenkomplexe ausmachen, die immer wieder gesucht werden:
      • David Hahn - den radioaktiven Boyscout mit 627 + 77 = 704 Seitenaufrufen (Label zum Aufrufen aller diesbezüglichen Artikel: Golden Book)
      • Die Fernsehserie Breaking Bad mit 76 + 56 + 54 + 40 = 226 Seitenaufrufen (Label: Breaking Bad)
      • Atomreaktoren in Folge der Ereignisse in Fukushima sind ebenfalls von Interesse gewesen mit 73 + 56 = 129 Seitenaufrufen (Label: ).
      • Die allgemeine Suche nach Blogs über Chemie spielt auch eine Rolle (152 Seitenaufrufe)
      Bei Blogger gibt es auch einige Informationen von welchen Webseiten aus auf diesen Blog zugegriffen wird. Dafür habe ich drei etwas überraschende Beispiel herausgegriffen: Die Suche nach der "David Hahn-Story" führt meine Statistik gnadenlos an, da gibt es nichts zu deuten. Verweisende URLs sind unter anderem ein Diskussionsforum für Laserfreaks und ein Forum für  analoge Elektronik und Schaltungstechnik unter dem Eintrag "Eigenbau-Atomkraftwerk". Die Fernsehserie Breaking Bad wird intensiv auf einer Unterseite von animexx.onlinewelten.com diskutiert und dabei auf diesen Blog verwiesen. Eigentlich handelt es sich bei dieser Webseite um einen Online­club, der allen Freun­den von Anime, Manga und japa­nischer Kultur offen steht (!). Das schönste Zitat von der genannten Seite an dieser Stelle: "Zum Schluss möchte ich auf diesen coolen Chemieblog verweisen: http://anorg-chemie.blogspot.de/ Er ist sozusagen ein Stück Literatur."

          Samstag, 2. März 2013

          Germany's Energiewende

          Energiewende contra Kernenergie

          Die Energiewende wird -keine Frage- international wahrgenommen und kontrovers diskutiert. Die Deutsche Welle als Anstalt des öffentlichen Rechts erklärt diese unter der Überschrift "What exactly is Germany's 'Energiewende'?". Auch im englischsprachigen Wikipedia gibt es bereits einen Eintrag dazu, hier allerdings unter der Überschrift "Energy transition". Mark Lynas berichtet unter der Überschrift "Germany’s ‘Energiewende’ – the story so far" und konstatiert Folgendes: "Bei der Energiewende geht es nicht wirklich um das Klima. Es geht darum, die Atomkraft loszuwerden. Das ist die Obsession der Grünen in Deutschland seit ihrer Entstehung aus der Anti-Atombewegung der 1970er Jahre. Deutschland ist die einzige westeuropäische Nation, die immer noch fest entschlossen ist zusätzliche große Kohlekraftwerke zu bauen (10 GW nach einigen Berichten). Das ist eine große politisches Niederlage für die europäische Umweltschutzbewegung."

          Ein Artikel in "The Economist" vom 28.07.12 kommentiert folgendermaßen:
          "Der Rest der Welt beobachtet Deutschland mit Verwunderung, Verdruss und erwartungsvoller Schadenfreude. Anstatt Europas Energieversorgung zu stabilisieren, quält Deutschland seine Nachbarn mit dem Abladen unvorhersehbarer Energiestöße aus Wind- und Solarenergie. Für viele ist die Energiewende ein wahnsinniges Spiel mit der industriellen Leistungskraft des Landes. Aber falls die Energiewende gelingt, wird Deutschland eine weitere Spitzentechnologie entwickelt haben, sagen die Initiatoren. "Von den Industrienationen hat nur Deutschland hat die Fähigkeit und den Willen diese atemberaubende Transformation der Energieinfrastruktur zu bewältigen", sagt Mark Lewis, ein Analyst der Deutschen Bank."


          Umfangreiche Informationen zu dem gesamten Vorhaben findet man auf der Webseite energytransition.de. Die Seite wurde von der Heinrich Böll Stiftung eingerichtet.







          Aus dem Reich Kernenergie gibt es auch noch einige interessante Links nachzutragen:



          Vom Lexikon der Kernenergie exisitert inzwischen eine aktualisierte PDF-Version.Wer sachliche und inhaltlich korrekte Informationen sucht, ist hier an der richtigen Adresse.

          Umfangreiche Informationen über Spaltprodukte findet man bei Wikipedia. Wir erinnern uns: 2011 machten wir uns Sorgen über die Spaltprodukte, die aus Fukushima in die Umwelt gelangten.




          In dem Zusammenhang hier gleich noch die ausführliche Zusammenfassung der Probleme bei Fukushima I auf physikBlog


          Dienstag, 26. Februar 2013

          New design for anorg-chemie.blogspot.de


          In eigener Sache

          Ich habe das Design des Blogs aktualisiert. Dadurch sind jetzt Kommentare möglich und man kann die Posts auf alle sozialen Netzwerke gleichzeitig verlinken und damit seine Freunde belästigen.  ;-)
          Die Seitenbreite der Posts ist leider nicht mehr dynamisch, sondern starr festgelegt auf so und so viele Pixel. Falls jemand weiss, wie man das ändert, gern hier einen Kommentar hinterlassen


          Samstag, 23. Februar 2013

          Seven deadly sins in natural science

          Bad Science 2012


          Es ist wieder einmal Zeit für einen Rückblick bezüglich schlechter Wissenschaft im vergangenen Jahr. Im Zusammenhang mit den "außerirdischen Dinosauriern" hatte ich bereits davor gewarnt, die gleiche wissenschaftliche Arbeit mehrfach zu veröffentlichen (siehe Eintrag vom 20.02.13). W. F. van Gunsteren hat vor kurzem einen Artikel unter der Überschrift "Die sieben Todsünden akademischen Handelns in der naturwissenschaftlichen Forschung" (Angew. Chem. 2013, 125, 128–132) veröffentlicht. Dieser Essay fasst die Grundprinzipien guter wissenschaftlicher Praxis in leicht lesbarer Form zusammen. Der Artikel ist unbedingt lesenswert! Die sieben Todsünden sind folgende:
          (von oben nach unten mit zunehmendem Schweregrad, verkürzt entnommen aus Angew. Chem. 2013, 125, 128 – 132)
          Zitat Anfang

          1. Eine schlechte oder unvollständige Beschreibung der Arbeit ...
          2. Das Versäumnis, offensichtliche und einfache Tests durchzuf ühren, die ein Modell oder eine Theorie bestätigen oder widerlegen könnten...
          3. Unzureichender Zusammenhang zwischen Daten und
            Hypothese oder Fazit ...
          4. Die Wiedergabe von ausschließlich erfolgreichen Ergebnissen ... während negative Ergebnisse weggelassen werden.
          5. Missachtung von nachträglich aufgedeckten Fehlern.
          6. Plagiarismus
          7. Fabrikation oder Fälschung von Daten.
          Zitat Ende 




          Hieronymus Bosch: Die sieben Todsünden und die vier letzten Dinge (Quelle der Abbildung: Wikimedia Commons)
            Auch bei Vroniplag geht die Arbeit weiter. Nach anfänglich spektakulären Erfolgen bewegt man sich jetzt wohl in den "Mühen der Ebenen" (Zitat Brecht!). Die von den Fakultäten eingesetzten Kommissionen prüfen und bewerten die inkriminierten Arbeiten, dass kann schon etwas dauern. Dabei scheint man nach dem Prinzip zu verfahren: "Die Großen hängt man, die Kleinen läßt man laufen" (invertiertes Sprichwort!). Also bei bekannten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, z.B. Politikern, wird der Titel häufiger entzogen, während unbekannte Doktores eher mit einem blauen Auge davon kommen. Das Spektrum der Bewertungen ist groß und reicht vom Entzug des Doktortitels, über eine Rüge wegen wissenschaftlichen Fehlverhaltens und eventuell Herabsetzung der Abschlußnote, bis zur Feststellung kleinerer handwerklicher Mängel. In einigen Fällen wurden die auf Vroniplag dokumentierten Textübereinstimmungen auch schon als "gegenstandslos" zurückgewiesen. Dabei sollten die betroffenen Fakultäten aber bedenken, dass die Dokumentationen auf Vroniplag danach nicht einfach verschwinden, sondern weiterhin (voraussichtlich für viele Jahre) für jedermann frei zugänglich im Internet abrufbar sind. Langfristig dürfte das Ignorieren von Plagiaten den Ruf der betroffenen Universität beschädigen. 
            Bisher wurden auf Vroniplag bei 39 Dissertationen, zwei Habilitationsschriften und einem Fachbuch Textübereinstimmungen mit anderen Arbeiten nachgewiesen. Es zeichnen sich mittlerweile auch Schwerpunkte bei den Fachrichtungen ab. So wurden bisher 15 juristische, 10 medizinische, 6 philosophische, 5 Arbeiten mit dem Abschluss Dr. rer. pol. (Doktor der Staats- und Wirtschaftswissenschaften)  und 3 ingenieurwissenschaftliche Arbeiten untersucht. Bis jetzt ist noch kein Doktor der Naturwissenschaften dabei. Hoffen wir, dass das so bleibt.



            Graphische Darstellung der auf Vroniplag untersuchten Arbeiten (Quelle der Abbildung: Vroniplag)