Sonntag, 18. Januar 2015

The Great Cultural Divide

Die Trennung der Kulturen

Der Begriff "The Great Cultural Divide" beschreibt die Trennung der naturwissenschaftlich-technischen Kultur von der geisteswissenschaftlich-literarischen Kultur. Zwischen beiden Kulturen besteht eine solch große Kluft, dass Kommunikation zwischen diesen beiden "Welten" kaum noch stattfindet. Der Begriff wurde 1959 von C. P. Snow in der Rede Lecture geprägt (1959, Cambridge University Press). Snow beschreibt darin diese beiden Denkwelten und schreibt den Geisteswissenschaftlern eine pessimistische, der Vergangenheit zugewandte Geisteshaltung zu, der eine optimistische Naturwissenschaft gegenüber steht.
Aus Anlass des 50 Jahrestages der Veröffentlichung gibt es einige Kommentare zum aktuellen Stand der "Zwei Kulturen". So z.B. ein Editorial in Nature Physics: "Across the great divide" Nature Physics 5 (2009) 309) oder im Scintific American: "An Update on C. P. Snow's Two Cultures" Scientific American 17.08.2009. 
 
In diesem Zusammenhang kann man auch die Sokal-Affäre betrachten. Dabei hatte der Physiker Alan Sokal einen unsinnigen Artikel ("Hoax") in einer sozialwissenschaftlichen Fachzeitschrift veröffentlicht. Dazu gibt es auch einen guten Artikel bei The Atlantic online vom 21.12.2000: "Missing Links" - From C. P. Snow's "Two Cultures" to Alan Sokal's hoax, taking stock of the fault lines between the arts and sciences.
 
Weitere grundsätzliche Erklärungen zum Begriff "The Two Cultures" findet man bei Wikipedia.

Richard David Precht erklärt dieses Phänomen an zwei konkreten Beispielen und macht es dadurch sehr gut verständlich. Schauen Sie sich dazu das Video auf Youtube an: Natur- und Geisteswissenschaften: Genese zweier Welten



Versuche diesen Graben zu überbrücken gibt es einige. Siehe z.B. "Art of Science" auf der Webseite der Universiy of Princeton oder die Kunstwerke von Hicham Berrada über die ich kürzlich berichtete.


Freitag, 16. Januar 2015

Communication Networks in Science - Reloaded

Soziale Netzwerke für Wissenschaftler - Reloaded

Über soziale Netzwerke für wissenschaftliche Themen hatte ich bereits 2013 berichtet. Daher soll an dieser Stelle eine Aktualisierung folgen.
Im vorigen Jahr ging Thesius online. Diese Webseite soll deutschsprachigen Doktoranden eine Plattform zum Austausch bieten. Angehende Wissenschaftler ab Bachelor-Level haben die Möglichkeit sich mit anderen zu vernetzen. Das bietet z.B. die Möglichkeit Absolventen mit ähnlichen Themen kennenzulernen. Weiterhin versprechen die Betreiber, dass man über ihre Webseite Kontakte zur Wirtschaft und Industrie knüpfen kann um so möglicherweise Unterstützung für die Abschlussarbeit oder den Karriereeinstieg zu finden. Bei den Gründern handelt es sich um eine Gruppe Mainzer Doktoranden. Sie haben das Ziel die beste akademische Suchfunktion im deutschsprachigen Raum anzubieten.

Abb.: Startseite von Thesius


Eine andere Herangehensweise verfolgt Mendeley. Dabei handelt es sich primär um ein Literaturverwaltungsprogramm für wissenschaftliche Artikel. Die Software verfügt über ein Web-Interface. Weiterhin kann der Nutzer ein persönliches Profil anlegen und sich im sozialen Netzwerk von Mendeley mit anderen austauschen. 


Abb.: Startseite vonMendeley

Freitag, 2. Januar 2015

Carbon Carbon Cross Coupling Reactions

Moderne C-C-Kupplungsreaktionen

Die einfachste Art der C-C-Kupplungsreaktion ist wohl die Wurtz-Reaktion. Diese tritt als unerwünschte Nebenreaktion bei der Herstellung von Grignardverbindungen auf. Dabei reagiert die Grignardverbindung R-Mg-X mit überschüssigem Alkylhalogenid R-X unter Bildung des Kupplungproduktes R-R nach folgender Reaktionsgleichung:
Diese Reaktion tritt z.B. ein, wenn man bei der Herstellung einer Grignardverbindung das Alkylhalogenid zu schnell zutropft oder indem die Reaktionsmischung zu wenig gerührt wird. Dabei kommt es zu einer ungenügenden Vermischung der Komponenten. Meist wird die Wurtz-Reaktion als solche gar nicht wahrgenommen, sondern man wundert sich nur über die geringe Ausbeute beim Versuch. Dass möglicherweise die eigene  Versuchsführung einen Hauptanteil an der niedrigen Ausbeute hatte, ist Vielen nicht klar.
Allerdings kann man die Wurtz-Reaktion auch zur gezielten Kupplung von zwei Alkylresten nutzen. So wird in einem ersten Schritt eine Grignardverbindung hergestellt und diese in einem zweiten Schritt mit einem anderen Alkylhalogenid umgesetzt. Solche Reaktionen bei denen gezielt zwei unterschiedliche Organylreste miteinander verknüpft werden, bezeichnet man als C-C-Kreuzkupplungen.
Für die heute genutzten Kreuzkupplungen nutzt man vor allem Palladiumkomplexe als Katalysatoren. Es gibt mittlerweile eine breite Palette an C-C-Kupplungsreaktionen bei denen die verschiedensten Substrate mit Alkylhalogeniden verknüpft werden. Nachfolgend eine kleine Übersicht über diese Reaktionen mit wichtigen Literaturstellen.

Bei der Glaser-Kupplung werden zwei Alkinylreste miteinander verknüpft. Dabei entsteht ein Dialkin. Die Reaktion benötigt einen kupferhaltigen Katalysator.
Literatur: "Acetylenkupplungen: eine leistungsfähige Methode für den Aufbau von Molekülen" von P. Siemsen, R. C. Livingston, F. Diederich, Angewandte Chemie 112 (2000) 2740–2767.

Bei der Sonogashira-Kupplung wird ein Alkin mit einem Alkylhalogenid verknüpft. Als Katalysatoren dienen Palladiumverbindungen in Kombination mit Kupfer(I)-derivaten. Diese beiden Kupplungsreaktionen werden zum Beispiel zur Synthese von Eninen und Endiinen in der Naturstoffchemie genutzt.

Literatur: "The Sonogashira Reaction:  A Booming Methodology in Synthetic Organic Chemistry" von R. Chinchilla,  C. Nájera, Chem. Rev. 107 (2007) 874–922.
"Chemicals from Alkynes with Palladium Catalysts" R. Chinchilla, C. Nájera, Chem. Rev.  114 (2014) 1783–1826.

Die Heck-Kupplung ermöglicht die Einführung von Alkyl-, Aryl-, Benzyl- oder Alkenylgruppen (R1) in Alkene. So erhält man aus Arylhalogeniden Styrolderivate, aus Benzylhalogeniden Allylverbindungen und aus Vinylhalogeniden 1,3-Diene. Auch für diese Reaktion verwendet man Palladiumvebindungen als Katalysatoren.
Literatur: "The Heck Reaction as a Sharpening Stone of Palladium Catalysis" von I. P. Beletskaya und A. V. Cheprakov, Chemical Reviews 100 (2000) 3009-3066.
"Kleider machen Leute: Heck-Reaktion im neuen Gewand" von A. De Meijere und F. E. Meyer, Angewandte Chemie 106 (1994) 2473–2506.



Bei der Suzuki-Kupplung werden Alkyl-, Alkenyl- oder Arylhalogenide mit Organoborverbindungen zur Reaktion gebracht. 
Literatur:  "Recent advances in the cross-coupling reactions of organoboron derivatives with organic electrophiles 1995–1998" von A. Suzuki, Journal of Organometallic Chemistry 576 (1999) 147-168.
"Cross-coupling reactions via organoboranes" von A. Suzuki, Journal of Organometallic Chemistry 653 (2002) 83-90.
"Palladium Catalysts for the Suzuki Cross-Coupling Reaction: An Overview of Recent Advances" von F. Bellina, A. Carpita, R. Rossi, Synthesis 15 (2004) 2419-2440.


Die Negishi-Kupplung ermöglicht die Verknüpfung von Alkenyl-, Alkinyl- oder Arylhalogeniden mit Organozinkverbindungen.
Literatur: "Palladium- or nickel-catalyzed cross coupling. A new selective method for carbon-carbon bond formation" von E. Negishi, Accounts of Chemical Research 15 (1982) 340-348.
Bei der Stille-Kupplung werden Alkyl-, Alkenyl- oder Arylhalogenide mit Hilfe von Organozinnderivaten einer C-C-Knüpfungsreaktion unterzogen.
Literatur: "The Palladium-Catalyzed Cross-Coupling Reactions of Organotin Reagents with Organic Electrophiles" von J. K. Stille, Angewandte Chemie International Edition in English 25 (1986) 508–524.
"Die Mechanismen der Stille-Reaktion" von P. Espinet und A. M. Echavarren, Angewandte Chemie 116 (2004) 4808–4839.


In den stark schematisierten Reaktionsgleichungen, die oben abgebildet sind, kommt leider nicht der eigentliche Nutzen dieser Reaktionen zum Ausdruck: Mit Hilfe der palladiumkatalysierten Kupplungsreaktionen, kann man Fragmente miteinander verknüpfen, die mit den klassischen Methoden der organischen Chemie gar nicht oder nur sehr umständlich miteinander verknüpfbar sind. So gelingt z.B. die Verknüpfung von zwei Aromaten miteinander, so ist es möglich  komplexe Gruppen mit empfindlichen funktionellen Gruppen in Aromaten einzuführen und so sind hochfunktionaliserte Alkene oder Alkine herstellbar.

Der große Nutzen dieser neuartigen Kupplungsreaktionen wurde mit dem Nobelpreis für Chemie 2010 gewürdigt. Richard F. Heck, Ei-ichi Negishi und Akira Suzuki teilten sie diesen für Ihre Beiträge zu Palladium-katalysierten Kreuzkupplungen in der organischen Synthese. Die Nobelpreisvorträge von Negishi und Suzuki sind in der Angewandten Chemie veröffentlicht worden, hier die Links:

Zum Abschluss noch zwei Buchempfehlungen zum Themas C-C-Kupplungsreaktionen: