Mittwoch, 28. Dezember 2016

Ultra High Performance Concrete

Hochleistungsbeton - Neue Technologien Teil 3


Beton als Baumaterial und Werkstoff hat eher ein langweiliges Image. Beton ist nicht high tech wie Carbonfasern, oder sexy wie Titan, sondern überall präsent und hält scheinbar keine Überraschungen bereit. Das stimmt jedoch nicht ganz. In den letzten zehn Jahren gab es wichtige Entwicklungen beim Beton hin zu einem High-Tech-Werkstoff. Baustoffentwickler sind dabei, Beton mit immer höherer Druckfestigkeit zu entwickeln. Dieser Beton wird als Hochleistungsbeton oder "Ultra High Performance Concrete" (UHPC) bezeichnet und hat besondere Eigenschaften, wie Dichtheit und besseren Widerstand gegen chemische und mechanische Belastungen. (Quelle: www.beton.org)

Die Professoren M. Schmidt und E. Fehling erläutern die Eigenschaften von UHPC folgendermaßen: (zitiert nach: "Ultra-Hochfester Beton - Perspektive für die Betonfertigteilindustrie" bei six4.bauverlag.de) Hochleistungsbeton besitzt kaum noch Kapillarporen. Mit geeigneten Verflüssigern kann er von erdfeucht bis selbstverdichtend hergestellt werden  Die besonderen Eigenschaften des Hochleistungsbetons beruhen auf folgenden Faktoren:
  • einem niedrigen Wasser-Zement-Verhältnis zwischen 0,20 und 0,30,
  • einem hohen Feststoffgehalt des Zementsteins durch Zugabe geeigneter mineralischer Zusatzstoffe,
  • einer hohen Packungsdichte des Feststoffs, verbunden mit einem niedrigen Wasseranspruch des Frischbetons und einer besonders niedrigen Porosität des Festbetons,
  • geeigneten Maßnahmen für eine ausreichende Duktilität bei Druck-, Zug- oder Biegezugbeanspruchung.
Mit Hochleistungsbeton können hoch tragfähige und gleichzeitig besonders leichte und filigrane Bauwerke errichtet werden. Aufgrund des geringen Eigengewichtes sind weitere Spannweiten möglich, z. B. bei Brücken (siehe Abbildung).

 Abbildung: Brücke über die Fulda aus Hochleistungsbeton (Quelle: Wikimedia Commons)


Über die Funktionalisierung der Oberfläche von Hochleistungsbeton berichtete kürzlich Dr.-Ing. Patrick Fontana in der GIT Labor-Fachzeitschrift (8, 2016, Seiten 36-38). Darin erklärt er unter anderem, dass die hohe Packungsdichte und die besonderen Eigenschaften des Frischbetons eine Funktionalisierung der Oberfläche ermöglichen. Nahezu beliebige Mikrostrukturen können an der Oberfläche von UHPC erzeugt werden. So werden zum Beispiel Fassadenelemente aus Hochleistungsbeton bereits bei der Herstellung im Betonfertigteilwerk mit selbstreinigenden Oberflächen ausgestattet. Dabei wird der wasserabweisende Effekt von Pflanzenblättern imitiert. Dieser sogenannt Lotuseffekt beruht darauf, dass durch eine spezielle Mikrostruktur auf der Oberfläche in Kombination mit einer chemischen Hydrophobierung die Benetzbarkeit mit Wasser so gering wird, dass Wassertropfen sehr leicht abperlen und dabei Schmutzpartikel von der Oberfläche aufnehmen und entfernen. Eine Publikation die dieses Verfahren dokumentiert finden Sie hier: M. Horgnies, J.J. Chen, "Superhydrophobic concrete surfaces with integrated microtexture" Cement and Concrete Composites, 52 (2014) 81-90.
Weiter erläutert  Patrick Fontana, dass die Verwendung von technischen Textilien, die in die Betonschalung eingelegt werden, eine sehr viel einfachere Methode für die Mikrostrukturierung darstellt. Dabei wird ebenfalls eine selbstreinigende Betonoberfläche erzeugt. (K. Malaga, A. Lundahl, M. A. Kargol: Use of technical textile to obtain sustainable easy to clean concrete surface. Proc. Hydrophobe VI, 6th Int. Conf. on Water Repellent Treatment of Building Materials, Rome 2011, pp. 181-188.) Diese Methode wird in dem von der EU geförderten Forschungsprojekt H-House ("Healthier Life with Eco-Innovative Components for Housing Constructions") weiter verfolgt.


 Weiterführende Links:

Donnerstag, 22. Dezember 2016

Social Networks for Science

Soziale Netzwerke für Wissenschaftler


Soziale Netzwerke gibt es nicht nur für Erika und Max Mustermann, sondern auch für Wissenschaftler.  Solche Netzwerke haben spezifische Funktionen für die Zielgruppe. Viel dreht sich dabei um die Darstellung, den Austausch und die Arbeit mit wissenschaftlichen Publikationen. Wer mehr über Nutzen, Vor- und Nachteile dieser Netzwerke erfahren will, liest den Artikel "Akademisch und vernetzt" in den Nachrichten aus der Chemie.

Übrigens finden Sie Zusatzmaterial zu diesem Artikel auf meinem Profil bei Researchgate.


Abbildung: Mattheus van Helmont - Ein Alchemist bei der Arbeit (Quelle: Wikimedia Commons).

Mittwoch, 21. Dezember 2016

A Short History of Open Access

Eine kurze Geschichte von Open Access


Die Publikationspraxis von wissenschaftlichen Peer Review-Artikeln veränderte sich grundlegend in den letzten 20 Jahren.[1, Literaturstellen am Ende dieses Posts] Die technischen Möglichkeiten des Internets eröffneten völlig neue Möglichkeiten. Elektronisches Publizieren und sofortige Verfügbarkeit von wissenschaftlicher Information sind heute Standard. In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre erschienen die ersten Open Access-Zeitschriften. Diese gaben häufig Einzelpersonen heraus. Damals hielten nur sehr wenige dieses Publikationsmodell für eine ernsthafte Alternative zur üblichen Publikationspraxis in kommerziellen Abonnementzeitschriften. Eine zweite Welle von Open Access-Zeitschriften entstand aus etablierten Abonnementzeitschriften, die im Besitz von wissenschaftlichen Gesellschaften sind. Diese entschieden sich dafür, die elektronischen Versionen ihrer Zeitschriften frei zugänglich zu machen. Das British Medical Journal (BMJ) war eine der ersten Zeitschriften, die ihre elektronische Version Open Access bereitstellte [2]. Open Access-Zeitschriften sind vor allem in Lateinamerika und Japan populär. Dort existieren Portale wie Scielo [3, 4] oder J-stage [5], die Hunderte von Zeitschriften für die Herausgeber kostenfrei hosten.
Die dritte Welle von Open Access-Zeitschriften wurde durch zwei neue Verlage initiiert: BioMedCentral [6] und die Public Library of Sience (PLoS) [7]. Sie führten Publikationsgebühren für Artikel (Article Processing Charge – APC) als Mittel zur Finanzierung der Open Access Zeitschriften ein. Seit 2000 hat sich dieses Finanzierungsmodell weitgehend durchgesetzt. In den letzten Jahren haben alle führenden Verlagshäuser Open Access-Zeitschriften gegründet, die auf diesem Geschäftsmodell beruhen. Führende Open Access-Zeitschriften verlangen für einen Artikel Publikationsgebühren zwischen 2000 und 3000 US$. Die durchschnittliche Publikationsgebühr für alle Zeitschriften, die im Directory of Open Access Journals gelistet sind, lag 2010 bei 900 US-Dollar [8]. Diese hohen Publikationsgebühren stellen für viele Autoren eine Hürde zur Veröffentlichung in Open Access Zeitschriften dar. Kommerzielle Verlagshäuser bieten inzwischen eine Open Access-Option für ihre Abonnementzeitschriften an. In diesem sogenannten Hybridmodell können die Autoren gegen Zahlung einer Gebühr die elektronische Version ihrer Artikel als Open Access-Artikel freischalten lassen. Die Gebühren für diese Option betragen bis zu 3000 US-Dollar.
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Open_Access_logo_PLoS_transparent.svg
 Literatur:
  1. Die Geschichte von Open Acces folgt inhaltlich der Beschreibung in: B.-C. Björk, D. Solomon: Open access versus subscription journals: a comparison of scientific impact, BMC Medicine2012, 10:73, DOI: 10.1186/1741-7015-10-73; online abrufbar unter: http://bmcmedicine.biomedcentral.com/articles/10.1186/1741-7015-10-73
  2. Homepage von BMJ: http://www.bmj.com/thebmj
  3. Homepage von Scielo: http://www.scielo.org
  4. Parker, Abel, ed. (2014). SciELO - 15 Years of Open Access: an analytic study of Open Access and scholarly communication (in English, Spanish, and Portuguese). UNESCO. doi:10.7476/9789230012373
  5. Homepage: https://www.jstage.jst.go.jp/browse/
  6. Homepage: http://www.biomedcentral.com/
  7. Homepage: https://www.plos.org/
  8. D. J. Solomon and B.-C. Björk: A study of open access journals using article processing charges. J. Am. Soc. Inf. Sci. Technol. 63, 2012, 1485-1495. DOI: http://dx.doi.org/10.1002/asi.22673

Mittwoch, 14. Dezember 2016

Quality of Open Access Publications

Die Qualität von Open Access-Publikationen


In den letzten Jahren entstanden sehr viele neue Open Access-Zeitschriften. Ein Teil dieser Zeitschriften und Verlage bewirbt aktiv seine Zeitschriften. Jede Woche erhalte ich E-Mails in denen ich dazu aufgefordert werde, in dieser oder jener Open Access-Zeitschrift zu publizieren. Meist sind es Zeitschriften und Verlage von denen ich noch nie gehört habe. Leider ist es so, dass nicht alle diese Anbieter seriös arbeiten. Bei manchen geht es nur darum, Geld aus den Autoren zu saugen. Diese unseriösen oder auch ausbeuterischen Open Access-Verlage sind gerade dabei, die ganze Open Access-Bewegung zu diskreditieren. In dem Artikel "Open Access - kostenlos oder sinnnlos?" haben wir versucht, Qualitätskriterien für Open Access-Publikationen zusammenzutragen (Nachr. Chem. 64, 2016, 1087-1089).
Schauen Sie sich diesen Artikel an und prüfen Sie die wichtigsten Kriterien die dort genannt werden, bevor Sie einen Artikel bei einer Ihnen unbekannten Zeitschrift einreichen!

Übrigens ist dieser Artikel selbst Open Access und kann von jedermann gelesen werden.



Abbildung: Mattheus van Helmont - Alchemist bei der Arbeit (Quelle: Wikimedia Commons).

Samstag, 10. Dezember 2016

The Quality of Scientific Publications

Über die Qualität wissenschaftlicher Publikationen

Wie zuverlässig sind eigentlich wissenschaftliche Publikationen? Gibt es Qualitätskriterien mit denen ich die Qualität einer wissenschaftlichen Publikation einschätzen kann?
Jawohl, dafür gibt es einige Kriterien. Diese erlauben zwar keine hundertprozentig sichere Evaluation, aber sie bieten Anhaltspunkte. Es sind sozusagen "weiche" Kriterien, die eine ungefähre Abschätzung erlauben. Wer mehr über dieses Thema erfahren will, schaut sich den Artikel "Wissenschaftliche Literatur - fundiert oder fingiert" in den Nachrichten für Chemie 64 (2016) 992-994 an.

Übrigens: Mitglieder der GDCh haben freien Zugang zu diesem Artikel. Loggen Sie sich dafür zunächst auf der Webseite der GDCh ein.


Abbildung: Mattheus van Helmont - Der Alchemist (Quelle: Wikimedia Commons)

Mittwoch, 7. Dezember 2016

Information Literacy - Reloaded 2016


Die Artikelreihe zur Vermittlung von Informationskompetenz fand im November 2015 mit dem Teil 9 ihren vorläufigen Abschluss. Inzwischen haben wir neue Artikel zu diesem Thema geschrieben. Diese möchte ich in den folgenden Posts vorstellen.



Samstag, 3. Dezember 2016

Book for Christmas


Hier ein Buchtipp zu Weihnachten: 
"Wie man mit dem Feuer philosophiert - Chemie und Alchemie für Furchtlose" von Jens Soentgen,  Peter Hammer Verlag 2015.

Das Buch beginnt mit "Waldchemie" wie Sie bei den Naturvölkern dieser Welt betrieben wurde und wird. Der Autor berichtet über Elefantenkotpapier, Curare, Gummi, Seife, Kampfer und andere Stoffe. Im zweiten Teil des Buches folgt die Alchemie. Sehr schön zu lesen ist das Kapitel über die Entdeckung des Phosphors. Der Leser erfährt wie mühsam es früher war, Salpeter aus den Wänden und Böden von Jauchengruben und Ställen zu gewinnen. Das war kein Hobby von Alchemisten sondern ein strategischer Rohstoff. Salpeter war notwendig, um Schwarzpulver herzustellen. Schwarzpulver brauchten die damaligen Warlords, um Kriege zu gewinnen. 
Der dritte Teil des Buches ist mit "Laborchemie" überschrieben. Hier werden verschiedene Höhepunkten der Chemie vom achtzehnten bis zum zwanzigsten Jahrhundert dargestellt. In diesem Kapitel gibt es eine brillante Erklärung der Phlogistontheorie. Diese versteht jeder Laie! Dabei machen sich die didaktischen Fähigkeiten des Autors bemerkbar. Außerdem erfährt der erstaunte Leser zum Beispiel, dass Heroin um 1900 ein gebräuchliches Medikament gegen Husten war. Auch über die finstere Seite der Chemie wird berichtet: Giftgas im ersten Weltkrieg und KZ-Häftlinge als billige Arbeitskräfte in der deutschen Chemieindustrie während des zweiten Weltkrieges.
Im einem separaten Teil des Buches  werden Experimente mit Naturstoffen und Haushaltschemikalien beschrieben. Praktisch, nachvollziehbar und manchmal überraschend einfache Experimente. 
Die Illustrationen von Vitali Konstantinov sind eine Klasse für sich. Das gesamte Buch ist in den Leitfarben Rot und Schwarz gehalten. Die Illustrationen spielen mit alchemistischen Symbolen, ergänzen den Text hervorragend (siehe Abbildung) und sorgen dafür, dass das Gelesene nicht so schnell vergessen wird. 
Insgesamt ein wunderschönes Buch für (größere) Kinder, Jungendliche und Erwachsene mit Interesse an Chemie und Experimenten!