Samstag, 24. November 2012

Breaking Bad ist zurück

Wie kocht man Crystal Meth?

Diese Frage wird in der Serie "Breaking Bad" zwar nicht umfassend beantwortet, es gibt aber immer wieder Hinweise auf die verschiedenen Synthesemöglichkeiten. Mehr darüber findet man in den früheren Blogeinträgen mit dem Label "Breaking Bad". Mit Absicht werden von den Machern der Serie wichtige Details  ausgespart. So wird z.B. niemals erwähnt, dass das verwendete Methylamin ein Flüssiggas ist! Der Siedepunkt von  -6 °C erfordert schon besondere Maßnahmen in der Handhabung. Nebenbei wird auch einmal Thoriumnitrat erwähnt, welches Jesse besorgen soll (siehe Eintrag vom 3. November 2010). Dessen Beschafffung dürfte nahezu unmöglich sein, da es hoch giftig ist und für Konsumenten in keiner Form käuflich zu erwerben ist. Na gut, winzige Mengen waren füher in Glühstrümpfen für Gaslampen (also z.B. gasbetriebene Campinglaternen) enthalten. Aber falls man solche Glühstrümpfe überhaupt noch bekommt, dürfte es schwierig werden, die benötigte Menge Thoriumnitrat daraus zu gewinnen.

Die 4. Staffel der Serie kommt zur Zeit auf Arte, immer freitags. Bisher kam nicht viel Chemie vor. In der ersten Folge "Das Teppichmesser" werden einige Aspekte kurz angesprochen, aber nicht weiter erklärt. Walter: "Ich wette, er vergisst das Aluminium. Du hast nämlich keine Ahnung was Du da tust." Etwas später die Tirade von Walter: "Bitte sagen Sie mir: Katalytische Hydrierung, ist es protisch oder aprotisch? Ich habs nämlich vergessen. Und wenn unsere Reduktion nicht stereoselektiv ist, wie kann dann unser Produkt enantiomerenrein sein? Bei 1-Phenyl-1-hydroxy-2-methylaminopropan, das natürlich chirale Zentren an C1 und 2 der Propankette enthält, wird durch die Reduktion zu Methamphetamin welches chirale Zentrum eliminert? Ich habs nämlich vergessen."
(Kleine Aufgabe zum Knobeln am Wochenende. Wer Hilfestellung braucht, schaut die anderen Einträge mit dem Label "Breaking Bad" an.)


4. Folge "Abgehakt" (Bullet Points)
Hank Schrader zeigt Walter White und seinem Sohn sein neues Hobby - Minerale sammeln. Hank: "Das da ist Rhodonit, das ist Manganinosilikat." Walter White Junior: "Cool, wodurch ist das so rosa?" Hank: "Das kommt von dem Mangan, denn das - das oxidiert, so wie Rost." Walter ergänzt daraufhin - und hier kommt wieder der Highschool-Lehrer durch: "Genau, Mangan kann eine Oxidationsstufe zwischen -3 und +7 haben, wobei es sich immer anders verfärbt, violett, grün, blau. Aber die stabilste Stufe ist +2 und da ist es normalerweise blaßrosa, deshalb." Hank: "Genau, was auch immer er gesagt hat."
Im weiteren Verlauf der Folge blättert Walter das Notizheft des toten Gale durch, während er sich mit Hank unterhält, und man sieht kurz einige Formeln zur Methamphetamin-Synthese: Die Reduktion von 1-Phenyl-1-hydroxy-2-methylaminopropan mit Iodwasserstoff und rotem Phosphor und alternativ die gleiche Reaktion mit Lithium oder Natrium als Reduktionsmittel in flüssigem Ammoniak.



10. Folge "Prost!" (Salud)
Jesse, Gus und Mike sind nach Mexiko geflogen. Jesse soll den Mitarbeitern des mexikanischen Drogenkartells zeigen, wie man Meth kocht. Zuerst soll er Phenylessigsäure herstellen, hat jedoch keine Ahnung, wie das geht. Er sagt leise zu Gus: "Sehn Sie, ich hol meine Phenylessigsäure aus dem Faß mit der Biene drauf, dadurch weiß ich was ich nehmen muß." Der Chemiker des Kartells glaubt, dass Jesse keine Ahnung hat. Solche Unkenntnis kann tödlich enden! Jesse gelingt es jedoch, sich durch einen großmäuligen Auftritt aus der Situation zu retten. Er verlangt von den Kartellchemikern, dass sie ihm gefälligst die Phenylessigsäure herstellen. Schauen wir uns gleich mal an, wie man diese Verbindung aus einfachen Ausgangsstoffen herstellt. Entsprechende Arbeitsvorschriften findet man z.B. im Organikum.

 
Zunächst geht man von Toluen aus, welches radikalisch chloriert wird (Reaktion 1). Dabei braucht man Chlorgas, ein tödliches Atemgift. Die Anmerkung "SSS" auf dem Reaktionspfeil bedeutet, dass man diese Reaktion in Siedehitze und mit Sonnenlicht durchführt, damit die Seitenkette chloriert wird ("SSS-Regel"). Da es sich um eines radikalische Chlorierung handelt ist diese  nicht selektiv und es entsteht ein Produktgemisch, so wie in der Gleichung angedeutet. Aus diesem Produktgemisch muss man das Benzylchlorid abtrennnen. Dieses kann man dann weiter mit Natriumcyanid (ebenfalls ein tödliches Gift!) in verdünntem Ethanol zu Benzylcyanid umsetzen (Reaktion 2). Die letzte Reaktion (3) ist dann relativ harmlos und erfordert nur noch die Hydrolyse des Carbonsäurenitrils mit einer verdünnten Säure, dann hat man die gewünschte Phenylessigsäure.
Alternativ könnte man die Phenylessigsäure aus Mandelsäure durch Reduktion mit Kaliumiodid, rotem Phosphor und Phosphorsäure herstellen (siehe Gleichung 4). Die Mandelsäure dürfte allerdings hierfür viel zu teuer sein.



Umgang mit Chlorgas, Natriumcyanid und rotem Phosphor ist jedenfalls nichts für Laien am heimischen Herd. Entsprechende Versuche dürften im wahrsten Sinne tödlich enden. Also Finger weg von diesen Synthesen!



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