Samstag, 2. Februar 2019

How to make Money with Conferences

Tagungsorganisation als Geschäftsmodell

Mittlerweile bekomme ich fast täglich Einladungen zur Tagungen auf den ich einen Vortrag halten soll. Allerdings frage ich mich, was ich auf Tagungen über "Women Health and Breast Cancer" oder "International Pediatrics Conference" oder “ International Cell Science and Molecular Biology Conference” soll? Welchen Beitrag erhoffen sich die Veranstalter von mir auf dem Gebiet der Kinderheilkunde, Krebsforschung oder Molekularbiologie?
Ich würde doch erwarten, dass die Veranstalter sich etwas genauer über mein Forschungsprofil informieren und mich dann gezielt einladen. Dieser Einladungen sehen eher aus wie mit der Gießkanne verteilte Massenmails, also einfach nur Spam. Für mich war es bisher ein Rätsel, wieso Tagungsveranstalter derart undifferenziert Leute einladen. Geht es hier nur darum Tagungsbeiträge zu kassieren und Geld zu verdienen? Finden diese Tagungen überhaupt statt?
Etwas Licht in diese Fragen brachte kürzlich Michael Groß mit einem Beitrag in den Nachrichten aus der Chemie (Heft 12/2018, Seite 1219). Er beschreibt sehr schön eine solche Tagung in Amsterdam. An zwei Tagen sind am gleichen Ort 20 Konferenzen zur chemischen Materialwissenschaft und 50 weitere geplant! Die Tagungen finden tatsächlich statt, aber fast jeder Teilnehmer hat ein anderes Fachgebiet über das er vorträgt. Michael Groß schreibt: "Jeder Teilnehmer ist seine eigene Mikrokonferenz und trägt praktisch nur für sich selbst vor, da sich sonst niemand im Raum für sein Arbeitsgebiet interessiert."

Fazit: Diese Konferenzen gibt es tatsächlich. Man kann auch dort einen Vortrag halten.
Aber wissenschaftlichen Austausch mit Kollegen wird man dort wohl nicht finden.

Ich kenne einige (wenige) seriöse Konferenzreihen an denen ich hin und wieder teilnehme. Diese werden von chemischen Fachgesellschaften organisiert. Im Organisationskommitee sind bekannte Persönlichkeiten aus der wissenschaftlichen Community des Gebietes vertreten. Auf der Konferenz sind auch tatsächlich Kollegen aus demselben Fachgebiet anwesend. Mit denen kann ich diskutieren und erfahre auch Neues, erhalte Anregungen und Hinweise. So sollte eine Tagung ablaufen.



Abbildung: William Hogarth - Das Bankett (Quelle: Wikimedia Commons)


Ergänzungen:
  • Michael Groß bezieht sich in seiner Kolumne auf wasetwatch.wordpress.com als Quelle. Dort ist der Erfahrungsbericht eines Teilnehmers einer solchen Veranstaltung ausführlich nachzulesen, mit Fotos und weiteren Quellen.
  • Wikipedia kennt bereits den Begriff "Predatory conference".  Dort sind auch einige betrügerische Tagungsveranstalter genannt.

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