Dienstag, 9. Dezember 2008

Bildung als Porno

"Jede Gesellschaft hat die Universitäten, die sie verdient: Deutschland sollte sich ein Beispiel an sich selbst nehmen und sich auf die Ursprünge der modernen Lehre besinnen." (Süddeutsche Zeitung 11. 10. 2008)

Ein kluger Artikel über die Lehre an Universitäten. Der Titel ist etwas seltsam, es wird aber im Text deutlich worum es geht: "Mit der vielberufenen Einheit von Forschung und Lehre in Einsamkeit und Freiheit, die den Weltruf deutscher Universitäten im 19. Jahrhundert begründen half, ist es heute nicht mehr weit her: Wer viel forscht, ist ein Held. Wer viel lehrt, gilt als nützlicher Idiot. Aus dem pädagogischen Eros von einst ist längst ein pädagogischer Porno geworden: schnell, schmutzig und auf Dauer nicht richtig befriedigend." (Süddeutsche Zeitung 11. 10. 2008)

Da ist was dran. Ich habe z.B. noch von keinem Berufungsverfahren gehört, bei dem die Befähigung zur Lehre eine ernsthafte Rolle gespielt hätte. Wenn der Kandidat einigermassen der freien Rede in Deutsch (oder heutzutage auch in Englisch) fähig ist, sind alle zufrieden. Der studentische Vertreter in der Berufungskommisssion wird zwar gefragt, ob er sich Vorlesungen bei dem Kandidaten der Wahl vorstellen könne, das wird registriert, spielt aber wohl bei der Entscheidungsfindung kaum eine Rolle. An erster Stelle steht bei Berufungsverfahren immer die Frage, ob der Kandidat attraktive Forschungt macht. Das bringt Drittmittel und Ansehen für die Universität.

Dienstag, 21. Oktober 2008

Neues Semester - Praktikum

Der Student kommt am Freitag Nachmittag mit seinen Fragen zu mir. Nicht gerade meine Lieblingszeit für Fragestunden, aber ich habe Zeit.

Also los: "Ich habe nach der Vorschrift für die Synthese gesucht und nichts gefunden..."

"Wo haben Sie denn gesucht?"

"Na im Internet mit Google."

"Aaah, ja. Da werden Sie wohl nichts finden. Wie wäre es denn mit der Bibliothek?"

"Ja, die hat leider schon zu."

"Mhh, die Öffnungszeiten der Bibliothek sind zwar nicht ideal, aber Sie werden nicht drum rum kommen dort zu suchen!"

Ich erkläre ihm noch die wichtigsten Bücher die er sich auf der Suche nach der Synthese vornehmen soll und schicke in dann ins Wochenende.

Beim Nachdenken fällt mir auf, dass der junge Mann keine Ahnung hatte von welchen Büchern ich gesprochen habe. Scheinbar war er noch nie in der Bibliothek. Seriöse Synthesevorschriften gibt es aber nun mal immer noch hauptsächlich dort.

Deshalb an dieser Stelle meine Liste der Favoriten für ordentliche Synthesevorschriften in der anorganischen Chemie:

1. Sammelwerke zur Anorganischen Synthese

  • ganz klar als erstes der Klassiker: Brauer - Lehrbuch der präparativen anorganischen Chemie
  • oder alternativ Herrmann / Brauer - Preparative Inorganic Chemistry
  • Inorganic Chemistry (30 Bände, Sammelregister verwenden!)

2. Wir verwenden verschiedene spezielle Arbeitsbücher mit Synthesen. Da gibt es an anderen Unis natürlich andere Favoriten. Hier sind unsere.

  • Arbeitsbuch 7 Lehrwerk Chemie (was das ist, müsst ihr selbst rausfinden)
  • Heyn, Hipler, Walther, Kreisel et al. - Anorganische Synthesechemie
  • J. D. Woolins - Inorganic Chemistry
  • Girolami, Rauchfuss, Angelici - Synthesis and technique in inorganic chemistry
  • spezielle Synthesen von z.B. silicium- oder phosphororganischen Verbindungen in Houben-Weyl

3. Wer bis dahin noch nichts gefunden hat, hat Pech und muss den Gemlin verwenden. Pech deshalb, weil das manchmal etwas unübersichtlich ist und man dort ohnehin nur die Literaturstelle mit Verweis auf die Originalliteratur findet. Dann also die Originalliteratur raussuchen und damit arbeiten.

Überhaupt die Bibliothek, wunderbarer Platz um sein Bewusstsein ohne Drogen zu erweitern. als junger Chemiker sollte man auf jeden Fall wissen, was Ullmann, Römpp, und CASSI bedeuten.

Nein, an dieser Stelle gibt es keine Links, da müsst Ihr selbst in die Bibliothek gehen und lesen. Nur selber lesen macht schlau.

Montag, 20. Oktober 2008

Chemical Party

Spassiges Video in dem unter anderem erklärt wird, an welche Elemente sich Wasserstoff gerne bindet... , gefunden bei YouTube.

Mittwoch, 21. Mai 2008

Sputnik-Schock und das Internet

Der Sputnik-Schock als Triebkraft für die Entwicklung der Informationstechnologie in der westlichen Welt? Das ist mir neu. Wenn man die nachfolgenden Links liest, wird es allerdings etwas verständlicher:

Donnerstag, 28. Februar 2008

Radioactive Boy Scout and the Golden Book of Chemistry

Das hört sich an wie ein Sequel der Indiana Jones Filme, führt uns aber zu zwei interessanten Geschichten. Lesen Sie die beiden unten stehenden Artikel.

Dienstag, 26. Februar 2008

David Hahn, „the radioactive Boy Scout“

Kurzbiografie von David Hahn übersetzt aus Wikipedia

David Hahn (geb. 1976) wurde dadurch bekannt, dass er mit 17 versucht hatte, in einem Schuppen auf dem Hof der elterlichen Wohnung einen Atomreaktor zu bauen. Das ganze geschah 1994 in Commerce Township, einem Vorort von Detroit.

Bau des Reaktors

Hahn, mit Spitznamen “the radioactive Boy Scout” hatte bei den Pfadfindern eine Auszeichnung für Kenntnisse über Atomenergie bekommen. Jahrelang beschäftigte er sich mit chemischen Experimenten, die manchmal in kleinen Explosionen und anderen Missgeschicken endeten. Inspiriert wurde er zum Beispiel durch das „Goldene Buch der Chemie“. Er versuchte von jedem Element im Periodensystem eine Probe zu bekommen, auch von den radioaktiven Elementen. Er gab sich als Physikprofessor aus, um Informationen über Reaktorbau zu bekommen. Trotz Schreib- und inhaltlicher Fehler in seinen Briefen hatte er damit teilweise Erfolg und bekam sensible Informationen von der Atomenergiebehörde und Industrieexperten (Link).

Als erstes baute er eine Neutronenkanone. Hahn sammelte unermüdlich radioaktives Material, indem er selbst kleinste Mengen aus Haushaltsprodukten gewann, so z.B. Americium aus Rauchdetektoren, Thorium aus Glühstrümpfen von Campinglaternen, Radium aus den Ziffernblättern von Uhren und Tritium als Neutronenmoderator aus Zieleinrichtungen von Gewehren („guns sight“). Die Isolierung der radioaktiven Elemente war sehr mühsam und gefährlich. So verwendete er z.B. Lithium aus Batterien im Wert von etwa 1000 $ um die Thoriumasche mit einem Bunsenbrenner zu reinigen! Sein „Reaktor“ bestand im Wesentlichen aus einem großen ausgebohrten Bleiblock. Hahn wollte mit schwach radioaktiven Isotopen einen Brutreaktor bauen, in dem er dann Proben von Thorium und Uran in spaltbare Isotope umwanden könnte. Obwohl sein selbstgebauter Reaktor niemals die kritische Masse erreichte, führte seine Tätigkeit doch dazu, dass er Radioaktivität emittierte, die etwa 1000fach über der normalen Hintergrundstrahlung lag. Hahn bekam es mit der Angst und begann sein Experiment abzubauen. Ein zufälliges Zusammen­treffen mit der Polizei führte zur Entdeckung seiner Aktivitäten. Daraufhin traten die Bundesbehörden in Aktion. Ein radiologisches Notfallteam unter Beteiligung von FBI und staatlicher Kernenergiekommission sicherte das Gelände und begann mit den Aufräumungsarbeiten. Der Schuppen und sein Inhalt wurden komplett demontiert und alles als schwach radioaktiver Sondermüll in Utah vergraben. Hahn verweigerte jede Untersuchung auf Strahlenschäden. Wissenschaftler des Umweltschutzministeriums vermuten, dass er mehr als eine Lebenszeit-Dosis an Thorium aufgenommen hat.

Berufliche Laufbahn

Hahn erreichte den Rang eines Eagle Scouts. Das ist der höchste Rang den es bei den Boy Scouts gibt. Nachdem er das College ohne Abschluss verlassen hatte, ging er zur Navy und wurde als Seemann auf den atomgetriebenen Flugzeugträger USS Enterprise versetzt. Hahn hatte auf eine Karriere als Reaktorspezialist gehofft, aber er durfte sich den Reaktor nicht einmal ansehen.

Berichterstattung in den Medien

Der Vorfall erregte zunächst kaum Aufmerksamkeit in den Medien. Das änderte sich jedoch, nachdem 1998 im Harper’s Magazine ein Artikel von Ken Silverstein erschien (The radioactive boy scout: When a teenager attempts to build a breeder reactor). 2004 erschien dann das Buch: The Radioactive Boyscout: The True Story of a Boy Who Built a Nuclear Reactor in His Shed. Inzwischen gibt es davon mehrere Neuauflagen, siehe bei Amazon.

Seitdem gibt es ein weltweites Echo in den Medien:

  • Albert Ghiorso: Pitfalls of self-guided science in Chemical & Engineering News 82 (2004) S. 36-37. Buchbesprechung und kurze Analyse der Tätigkeit von David Hahn. Albert Ghiorso ist Atomwissenschaftler am Lawrence Berkeley National Laboratory und war an der Entdeckung von etwa einem Dutzend Transuran-Elementen beteiligt.
  • Buchbesprechung von Tim Rauschenberger in The Christian Science Monitor, 16. März 2004.
  • Dr. Karl (Australien) ein Beitrag im ABC Local Radio in der Reihe „Great Moments in Science“.
  • Ein Dokumentarfilm (The Nuclear Boyscout) kam 2003 auf Channel 4 in Großbritannien. Darin demonstrierte Hahn noch einmal einige seiner Methoden vor der Kamera. Der Film lief noch nicht in den Vereinigten Staaten.

Samstag, 23. Februar 2008

The Golden Book of Chemistry Experiments

Inhalt

„The Golden Books“ war eine Serie von illustrierten Kinderbüchern von Golden Press New York. Im "Goldenen Buch der Chemie" von Robert Brent mit Illustrationen von Harry Lazarus sind chemische Zusammenhänge aus der alltäglichen Erfahrung heraus erklärt. Der Aufbau eines einfachen Laboratoriums und grundlegende Methoden des chemischen Experimentierens werden anschaulich erläutert. Das Buch enthält etwa 200 Experimente. Bei der Auswahl der Experimente war man nicht besonders vorsichtig. Zum Beispiel findet man heutzutage in Experimentier­büchern für Kinder Vorschriften wie: „Mische Backpulver und Essig miteinander und beobachte was passiert“. Im Golden Book of Chemistry stehen dagegen detaillierte Anweisungen, wie man Chlorgas oder Schwefelsäure herstellen kann. Das garantiert Spaß für die ganze Familie!
Das Buch ist interessant geschrieben. Die vielfältigen Ideen und Anregungen machen es zu einer Art „Bibel“ für jeden Jugendlichen der einmal Chemiker werden möchte. Das Buch war auch eine Inspirationsquelle für David Hahn „the radioactive Boy Scout".
Viele der beschriebenen Experimente würde man heute als sehr gefährlich bezeichnen und sicher in dieser Form nicht in ein modernes Experimentierbuch für Kinder aufnehmen. Die erste Ausgabe vermittelt eine Sorglosigkeit, wie sie wohl typisch ist für das Amerika der 50er Jahre, als chemische Abfälle und Umweltverschmutzung noch kein Thema waren.

Geschichte und Rezeption des Werkes

Die erste Ausgabe ist von 1960. Eine zweite Ausgabe erschien 1962 und eine überarbeitete Auflage 1963. Nachdem das Buch einige Jahre recht beliebt war, wurde es Ende der 60er Jahre durch die US-Regierung aus allen öffentlichen Bibliotheken und den Buchhandlungen entfernt. Es wurde argumentiert, dass die darin enthaltenen Informationen zu gefährlich für eine breite Öffentlichkeit seien. Im Online Computer Library Center (OCLC) sind lediglich 126 Exemplare des Buches in Bibliotheken weltweit verzeichnet. Inzwischen ist das Buch extrem schwer zu bekommen und teuer. Die Preise liegen zwischen 375 $ für ein zerfleddertes und bis zu 2000 $ für ein ordentliches Exemplar.
Zur Zeit erlebt das Buch seine Wiederauferstehung im Internet. Die Quelle aller Kopien ,die jetzt im Internet kursieren, könnte hier liegen: Thepiratebay .
Laut Aussage von Chris Brunner darf man das Buch ins Internet stellen, da das Copyright inzwischen erloschen ist.
Wer kein Wert auf das Original legt, kann sich nunmehr bei lulu.com einen Reprint für ca. 20 € bestellen.

Hinweise zu diesem Artikel:

  • Die Copyright-Verhältnisse sind möglicherweise nicht ganz klar. Deshalb laden Sie dieses Buch nicht herunter! Die oben dargelegten Dinge dienen nur zur Information über die Möglichkeiten des Internets und Experimentierbücher für Kinder.
  • Falls Sie dieses Buch doch lesen sollten, machen Sie die darin beschriebenen Experimente nicht nach! Insbesondere dürfen Sie keinen Atomreaktor bauen! Das verstößt gegen zahlreiche Gesetze.

Mittwoch, 20. Februar 2008

Studienmaterialien zur Chemie


Alles Wichtige vorbildlich zusammengestellt, in eigenen Texten, mit selbst erstellten Abbildungen, ohne überflüssige Spielereien: AK Röhr, Universität Freiburg.
Deutlich verspielter und mit Macromedia-Flash-Player-Aufwand programmiert, die Seiten von "Virtual chemistry" der Universität Oxford. Nicht ganz mein Geschmack, trifft aber wahrscheinlich besser den Zeitgeist.

Donnerstag, 14. Februar 2008

Pigmente für Tätowierungen

In den Nachrichten aus der Chemie was ein kurzer Artikel über Tätowierungspigmente. Die Formeln der Pigmente sehen schon ziemlich abschreckend aus: Azofarbstoffe, Natphthol-haltige Pigmente, ein Dioxazin und polychlorierte Kupferphtaholcyanine.

Screenshot von der Seite:

Sonntag, 6. Januar 2008

Strukturen, Symmetrie und Stereochemie von Metallkomplexen Am Beispiel von Metall-Tris-Chelatkomplexen der Übergangsmetalle werden auf dieser Webseite die sonst eher selten betrachteten Aspekte der Stereochemie von Komplexverbindungen behandelt. Die mit Jmol produzierten Animationen der Moleküle sind klasse und nutzen die vielfältigen Möglichkeiten des Programms (interaktive Bewegung, Vektoren, Schwingungsdarstellungen). Die Autoren der Seite sind Marion E. Cass, Carleton College and Henry S. Rzepa, Imperial College London.