Die Immobilienkrise ruiniert deine HPLC
Wie kommt es zu diesem Engpass? In Chemical & Engineering News, (Ausgabe 86 vom 24. November 2008) findet man sinngemäß folgende Erklärung: Acetonitril ist ein Nebenprodukt bei der Herstellung von Acrylnitril. Letzteres wird zur Herstellung von Acrylfasern und Acrylnitril-Butadien-Styrol Harze (ABS) verwendet. Bei der Herstellung von Acrylnitril fallen etwa 2 bi 4 Liter Acetonitril pro 100 Liter Acrylnitril an. Nur ein Hersteller in den USA (Ineos) macht sich die Mühe das Acetonitril aus dem Acrylnitril-Rohprodukt zu extrahieren und dieses zu verkaufen. Die meisten Acrylnitril-Hersteller verwerten das Nebenprodukt als Brennstoff.
Der Bedarf an ABS-Harzen, die in Autos, für Gehäuse von Elektro- und Haushaltgeräten verwendet werden, ist aufgrund der weltweiten Rezession stark zurückgegangen. Die Produktion von Acrylfasern -u.a. für Material für Teppiche und Fußbodenbeläge- ist ebenfalls zurückgegangen. Wegen der verringerten Nachfrage ist die Produktion von Acrylnitril stark gedrosselt worden.
Die Chemikalienanbieter haben darauf reagiert und Lieferbeschränkungen eingeführt (siehe z.B.: Fisher, VWR, Aldrich). Man erhält vorerst nur noch soviel Acetonitril, wie man bisher durchschnittlich pro Jahr gekauft hat und die Abnehmer werden aufgefordert nach Alternativen zu suchen.
Also hier die Kausalkette noch einmal vereinfacht zusammengefasst:
- Der Immobilienmarkt in den USA bricht zusammen.
- Die Nachfrage nach Fußbodenbelag verringert sich.
- Die Produktion von Acrylnitril wird gedrosselt.
- Dadurch wird weniger Acetonitril hergestellt.
- Es wird schwierig chemische Verbindungen, Drogen und Pharmazeutika im Analytik-Labor nachzuweisen und zu analysieren.
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