Dienstag, 26. Februar 2013

New design for anorg-chemie.blogspot.de


In eigener Sache

Ich habe das Design des Blogs aktualisiert. Dadurch sind jetzt Kommentare möglich und man kann die Posts auf alle sozialen Netzwerke gleichzeitig verlinken und damit seine Freunde belästigen.  ;-)
Die Seitenbreite der Posts ist leider nicht mehr dynamisch, sondern starr festgelegt auf so und so viele Pixel. Falls jemand weiss, wie man das ändert, gern hier einen Kommentar hinterlassen


Samstag, 23. Februar 2013

Seven deadly sins in natural science

Bad Science 2012


Es ist wieder einmal Zeit für einen Rückblick bezüglich schlechter Wissenschaft im vergangenen Jahr. Im Zusammenhang mit den "außerirdischen Dinosauriern" hatte ich bereits davor gewarnt, die gleiche wissenschaftliche Arbeit mehrfach zu veröffentlichen (siehe Eintrag vom 20.02.13). W. F. van Gunsteren hat vor kurzem einen Artikel unter der Überschrift "Die sieben Todsünden akademischen Handelns in der naturwissenschaftlichen Forschung" (Angew. Chem. 2013, 125, 128–132) veröffentlicht. Dieser Essay fasst die Grundprinzipien guter wissenschaftlicher Praxis in leicht lesbarer Form zusammen. Der Artikel ist unbedingt lesenswert! Die sieben Todsünden sind folgende:
(von oben nach unten mit zunehmendem Schweregrad, verkürzt entnommen aus Angew. Chem. 2013, 125, 128 – 132)
Zitat Anfang

  1. Eine schlechte oder unvollständige Beschreibung der Arbeit ...
  2. Das Versäumnis, offensichtliche und einfache Tests durchzuf ühren, die ein Modell oder eine Theorie bestätigen oder widerlegen könnten...
  3. Unzureichender Zusammenhang zwischen Daten und
    Hypothese oder Fazit ...
  4. Die Wiedergabe von ausschließlich erfolgreichen Ergebnissen ... während negative Ergebnisse weggelassen werden.
  5. Missachtung von nachträglich aufgedeckten Fehlern.
  6. Plagiarismus
  7. Fabrikation oder Fälschung von Daten.
Zitat Ende 




Hieronymus Bosch: Die sieben Todsünden und die vier letzten Dinge (Quelle der Abbildung: Wikimedia Commons)
    Auch bei Vroniplag geht die Arbeit weiter. Nach anfänglich spektakulären Erfolgen bewegt man sich jetzt wohl in den "Mühen der Ebenen" (Zitat Brecht!). Die von den Fakultäten eingesetzten Kommissionen prüfen und bewerten die inkriminierten Arbeiten, dass kann schon etwas dauern. Dabei scheint man nach dem Prinzip zu verfahren: "Die Großen hängt man, die Kleinen läßt man laufen" (invertiertes Sprichwort!). Also bei bekannten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, z.B. Politikern, wird der Titel häufiger entzogen, während unbekannte Doktores eher mit einem blauen Auge davon kommen. Das Spektrum der Bewertungen ist groß und reicht vom Entzug des Doktortitels, über eine Rüge wegen wissenschaftlichen Fehlverhaltens und eventuell Herabsetzung der Abschlußnote, bis zur Feststellung kleinerer handwerklicher Mängel. In einigen Fällen wurden die auf Vroniplag dokumentierten Textübereinstimmungen auch schon als "gegenstandslos" zurückgewiesen. Dabei sollten die betroffenen Fakultäten aber bedenken, dass die Dokumentationen auf Vroniplag danach nicht einfach verschwinden, sondern weiterhin (voraussichtlich für viele Jahre) für jedermann frei zugänglich im Internet abrufbar sind. Langfristig dürfte das Ignorieren von Plagiaten den Ruf der betroffenen Universität beschädigen. 
    Bisher wurden auf Vroniplag bei 39 Dissertationen, zwei Habilitationsschriften und einem Fachbuch Textübereinstimmungen mit anderen Arbeiten nachgewiesen. Es zeichnen sich mittlerweile auch Schwerpunkte bei den Fachrichtungen ab. So wurden bisher 15 juristische, 10 medizinische, 6 philosophische, 5 Arbeiten mit dem Abschluss Dr. rer. pol. (Doktor der Staats- und Wirtschaftswissenschaften)  und 3 ingenieurwissenschaftliche Arbeiten untersucht. Bis jetzt ist noch kein Doktor der Naturwissenschaften dabei. Hoffen wir, dass das so bleibt.



    Graphische Darstellung der auf Vroniplag untersuchten Arbeiten (Quelle der Abbildung: Vroniplag)

    Mittwoch, 20. Februar 2013

    Advanced dinosaurs rule other planets

    Der Angriff der außerirdischen Dinosaurier


    Gefährliche intelligente extraterrestrische Dinosaurier tauchen in einer spekulativen Randbemerkung am Ende eines Beitrags von Ronald Breslow im Journal of the American Chemical Society auf. In dem wissenschaftlichen Artikel geht es eigentlich um den Ursprung der einheitlichen Chiralität der Aminosäuren und Zucker auf der Erde. Das ist ein wichtiges Thema, da es den Ursprung des Lebens auf unserem Planeten berührt. Der Absatz von dem hier die Rede ist, lautet frei übersetzt folgendermaßen: "Eine Schlussfolgerung von der hier vorgestellten Arbeit ist, dass irgendwo im Universum Lebensformen auf der Grundlage von D-Aminosäuren und L-Zuckern existieren können. Falls die Säugetiere auf diesen Planeten nicht das Glück hatten, dass die Dinosaurier durch einen Asteroideneinschlag ausgelöscht wurden, könnte es sich bei diesen Lebensformen um hoch entwickelte Dinosaurier handeln. Es ist vielleicht besser für uns, wenn wir das nicht herausfinden."
    Die Leute von der Pressestelle der American Chemical Society fanden den Absatz über die Dinosaurier wichtig und machten daraus eine sensationsgeladene Pressemeldung. Diese (inzwischen zurückgezogene) Pressemeldung verschaffte dem eher unscheinbaren Artikel in einem wissenschaftlichen Journal erhebliche Aufmerksamkeit. So wurde der Aspekt der möglicherweise gefährlichen extraterrestrischen Dinosaurier z.B. ausführlich auf der Webseite Huffington Post besprochen ("Advanced Dinosaurs Rule Alien Worlds? Maybe So, Chemist Conjectures" von David Freeman am 12.04.2012). Durch die Pressemeldung und die damit verbundene große mediale Resonanz fiel auf, dass nahezu der gleiche Artikel bereits früher veröffentlicht worden war.  Und zwar nicht nur einmal, sondern bereits mehrfach zuvor! Hier nun endlich die Links auf die betreffenden Artikel, damit sich jeder selbst ein Bild machen kann:
      Die mehrfache Veröffentlichung nahezu gleicher Inhalte betrachtet man im allgemeinen als Selbstplagiat. Es wurde heftig darüber gestritten, ob hier ein solcher Fall vorliegt, siehe z.B. pipeline.corante.com.  Breslow selbst hat sich gegen diese Vorwürfe gewehrt (siehe Nature News Blog: "Eminent chemist denies self-plagiarism in ‘space dinosaurs’ paper"). Wie auch immer man das sehen mag, die Version im Journal of the American Chemical Society wurde jedenfalls zurückgezogen und ist nicht länger abrufbar. Damit sind wir in der Kategorie "Bad Science" angekommen, doch dazu folgt demnächst mehr.  




      Quelle der Abbildung: Wikimedia Commons




      Weitere Links: