Sonntag, 23. Februar 2014

Excellence Initiative and High Impact Research

Kritischer Blick auf die Exzellenzinitiative

Mit Hilfe der "Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder" soll die Wissenschaft und Forschung an den deutschen Hochschulen gezielt gefördert werden. Dieses Förderprogramm gibt es seit 2005 und wurde in drei aufeinander folgenden Runden durchgeführt. Im Rahmen des Exzellenzinitiative gibt es drei Wege der Förderung: „Zukunftskonzepte“ (Förderung einzelner Universitäten), „Exzellenzcluster“ (Förderung der Forschung eines Themenkomplexes) und „Graduiertenschulen“ (Förderung von Doktoranden in einem bestimmten Wissenschaftsgebiet).
Vor allem die gezielte Förderung einzelner Universitäten unter Vernachlässigung der übrigen - als nicht exzellent bewerteten Universitäten - stößt vielfach auf Widerspruch. Das wird zum Beispiel unter der Überschrift "Die Privilegierung bereits Privilegierter" auf der Webseite der AstA der Fachhochschule Münster deutlich formuliert. 

Nachfolgend zwei weitere Beispiele für kritische Kommentare:

In einem offenen Brief wandte sich Ulrich Radtke (Rektor der Uni Duisburg-Essen) an seine Kollegen und die Hochschulrektorenkonferenz.Unter dem Titel "Wie Clubs und Kartelle der Hochschullandschaft schaden" konnte man im Spiegel Online am 10.05.13 unter anderem folgendes lesen: "Statt Schein-Eliten zu bedienen, sollten wir eine Konsolidierung unserer staatlichen Grundfinanzierung, auch durch den Bund, penetrant weiter und öffentlich fordern. Das verlangt uns eine gewisse interaktive Kommunikation ab, besseren Lobbyismus und strategisches Handeln. Es gilt, die Glaubwürdigkeit dessen zu stärken, was uns bewegt und begeistert: Virtuose Wissenschaft und fruchtbare Lehre."

Aufschlußreich ist auch das Interview mit Prof. Gernot Frenking (Universität Marburg) in den Nachrichten aus der Chemie (Band 60, 2012, Heft 9, Seite 878-879). Der Interviewer fragt: "Gerade bei den Clustern war es doch sicher ein Gewinn der Exzellenzinitiative, dass Universitäten außeruniversitäre Forschungseinrichtungen näher an sich binden konnten?" Prof. Frenking antwortete: "Ich bezweifle, ob es der Exzellenzinitiative bedurfte, damit solche Kooperationen verstärkt aufkamen. An einigen Orten mag das der Fall sein, das will ich nicht bestreiten. Die Exzellenzinitiative hat vielleicht nicht nur Schaden angerichtet, aber Aufwand und Ertrag stehen in keinem Verhältnis. Wissenschaftler suchen sich ihre Kooperationen auf Grund ihres Arbeitsgebiets und ihres Interesses. Dazu braucht es kaum strukturbildende Maßnahmen. Die können helfen, aber wir leben in Zeiten des Internets und der schnellen Kommunikation..."
Später im Interview kommen noch grundsätzliche Aussagen zum Verhältnis von Grundlagen- zu angewandter Forschung hinzu. Frenking: "Die Chemie hat nie in einem Elfenbeinturm gelebt. Auch für andere Wissenschaftsbereiche ist es zumindest fragwürdig, so etwas zu behaupten. Grundlagenforschung ist ähnlich der Kunst eine Kulturleistung und ein Wert an sich. Auf der anderen Seite wissen wir aber, dass das Wissen, das die Grundlagenforschung generiert, im Gegensatz zur Kulturleistung häufig praktisch nutzbar ist. In der Vergangenheit gab es in Deutschland ein gutes Verhältnis zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung bis hin zur Industrie, speziell in der Chemie."




Ansicht einer sehr frühen Exzellenzinititative ohne Förderung durch das BMBF: "Die Schule von Athen" (gemalt von Raffael, Quelle: Wikimedia Commons).    ;-)



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