Samstag, 20. Februar 2016

Raw Materials and Resources - Part 5

Strategische Rohstoffe

Wirtschaftsstrategische Rohstoffe für den Hightech-Standort Deutschland“ - Unter diesem Titel wird das Forschungs- und Entwicklungsprogramm des BMBF für neue Rohstofftechnologien vorgestellt. In der Broschüre wird sehr gut die Bedeutung wirtschaftsstrategischer Rohstoffe für den Hightech-Standort Deutschland erklärt. Unter anderem heißt es dort: „Seit den fünfziger Jahren hat der Ressourcenbedarf in den Industrieländern in hohem Maße zugenommen; diese Entwicklung ist jetzt auch in den aufstrebenden Entwicklungs- und Schwellenländern wie China zu beobachten. In den letzten 50 Jahren wurden weltweit mehr Rohstoffe verbraucht als in der gesamten Menschheitsgeschichte zuvor. Und der Rohstoffverbrauch nimmt weiter zu – trotz aller Maßnahmen, die Ressourcenproduktivität zu erhöhen. Wir leben heute in einer Welt, in der die Produktzyklen immer kürzer und die Produkte unserer Industrie, insbesondere der Elektronikindustrie, immer komplexer werden. Für die Herstellung eines Computerchips benötigte man in den achtziger Jahren noch zwölf verschiedene chemische Elemente, in den neunziger Jahren stieg die Anzahl bereits auf 16. Heute braucht man für einen Hochleistungschip mehr als 60 Elemente. Dies belegt eine häufig zitierte Rohstoffstudie des US-amerikanischen National Research Council (NRC 2008). In der Automobilbranche sieht es ähnlich aus: Bestand ein Auto früher im Wesentlichen aus Eisen, Stahl, Kupfer, Aluminium, Blei, Zink, Gummi, Kunststoffen und Glas, so ist es heute ein Hightech-Produkt mit vielfältigen Elektronikkomponenten. Das Auto der Zukunft benötigt zusätzlich ein breites Elementspektrum, z. B. Seltene Erden für Permanentmagnete in den Hilfs- bzw. Antriebsmotoren oder Legierungselemente im Stahl.“
Die EU verwendet die Bezeichnung „kritische Rohstoffe“ (critical raw materials = CRM). Darunter werden Rohstoffe zusammengefasst, die folgende Eigenschaften aufweisen:
  • Nichtenergetische Rohstoffe, die in allen Industriezweigen direkt oder indirekt benötigt werden.
  • Rohstoffe, die für moderne Technologien notwendig sind. Technologischer Fortschritt und Lebensqualität hängen von einer zunehmenden Zahl von Rohstoffen ab. So enthält z.B. ein Smartphone bis zu 50 verschiedene Metalle. Nur die Kombination dieser Metalle ermöglicht den Bau leichter, handlicher und benutzerfreundlicher Handys.
  • Umweltfreundlichkeit ist eng mit bestimmten Rohstoffen verbunden. Sie sind unersetzlich in Solarpaneelen, Windturbinen, elektrischen Fahrzeugen und energieeffizienter Beleuchtung.
Ausführliche Informationen zu kritischen Rohstoffen in der EU findet man in dem Bericht “Report on Critical Raw Materials for the EU“. Nachfolgend werden wichtige Kernaussagen daraus wiedergegeben. Inhaltlich ist der folgende Text daher als in Anführungszeichen gesetzt zu lesen.
„2013 wurden 54 Rohstoffe hinsichtlich einer möglichen kritischen Verfügbarkeit geprüft. Als Indikatoren zur Einschätzung dienten die ökonomische Bedeutung und das Lieferrisiko.

Die ökonomische Bedeutung ergibt sich aus dem Anteil des Rohstoffes an industriellen Megasektoren (z.B. Bauindustrie) in Kombination mit der erzielten Bruttowertschöpfung. Die Werte werden am EU Bruttoinlandsprodukt skaliert, um die ökonomische Bedeutung des Rohstoffes zu definieren.

Das Lieferrisiko wird mithilfe des World Governance Indicator (WGI) ermittelt. Dieser Indikator berücksichtigt Mitspracherecht und Verantwortlichkeit, politische Stabilität und Abwesenheit von Gewalt, Leistungsfähigkeit der Regierung, staatliche Ordnungspolitik, Rechtsstaatlichkeit und Korruptionskontrolle.“ (Weitere Informationen über „Good Governance“ auf der Webseite des BMZ.)“ Die Grenzwerte, ab wann ein Rohstoff als „kritisch“ eingeschätzt wird, legte die Kommission bereits in einem früheren Bericht fest (Critical raw materials for the EU 2010, Seite 32).

Abbildung: Einschätzung kritischer Rohstoffe der EU von 2013. Kritische Rohstoffe befinden sich im rot markierten Bereich der Grafik.


„Die letzte Einschätzung kritischer Rohstoffe erfolgte 2013. Aus einer Liste von 54 Kandidaten wurden 20 Rohstoffe als kritisch eingeschätzt. Bei den untersuchten Rohstoffen sind nunmehr 7 neue abiotische und 3 biotische Materialien dabei. Die seltenen Erden wurden diesmal detaillierter untersucht. Dazu wurden diese in schwere und leichte seltene Erden unterteilt. Scandium wurde separat betrachtet. Somit umfasst die Liste kritischer Rohstoffe nunmehr folgende Elemente und Stoffe:
  • Antimon
  • Beryllium
  • Borate
  • Chrom
  • Cobalt
  • Kokskohle
  • Flussspat (Calciumfluorit)
  • Gallium
  • Germanium
  • Indium
  • Magnesit (Magnesiumcarbonat)
  • Magnesium
  • Natürlicher Graphit
  • Niob
  • Platinmetalle ("PGMs")
  • Phosphatgestein (Phosphorit, "Phosphate Rock")
  • Schwere seltene Erden ("REEs Heavy")
  • Leichte seltene Erden ("REEs Light")
  • Silicium
  • Wolfram
Die aktualisierte Liste enthält 13 der 14 bereits früher identifizierten Materialien. Tantal wurde von der Liste kritischer Rohstoffe entfernt. Sechs neue Materialien wurden in die Liste kritischer Rohstoffe aufgenommen: Borate, Chrom, Kokskohle, Magnesit, Phosphorit und Silicium. Keines der untersuchten biotischen Materialien wurde als kritisch klassifiziert. Alle untersuchten Materialien, auch wenn sie nicht als kritisch eingeschätzt werden, sind wichtig für die Ökonomie der EU.

Hauptproduzenten kritischer Rohstoffe
China ist der größte Produzent der 20 kritischen Rohstoffe. Verschiedene andere Länder sind Hauptlieferanten einzelner Rohstoffe. So wird Beryllium z.B. hauptsächlich aus den USA bezogen und Niob hauptsächlich aus Brasilien (siehe Abbildungen).“

Abbildung: Hauptproduzenten der 20 kritischen Rohstoffe. (Quelle der Abbildung)



Abbildung: Länder mit dem größten Anteil an der Förderung kritischer Rohstoffe. (Quelle der Abbildung)

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