Mittwoch, 15. Februar 2012

Todesfall beim Umfüllen von tert-Butyllithium

Es gehört nicht viel dazu, dass sich die alltägliche Arbeitsumgebung in eine brennende Hölle verwandelt. Ein wenig Unachtsamkeit in der Laborroutine reichen aus.
Es genügen zum Beispiel eine Spritze, die Feuchtigkeitsspuren enthält und eine unachtsam stehen gelassene Flasche Hexan. Diese beiden Komponenten waren an dem tödlichen Unfall beteiligt, der sich im Dezember 2008 in einem chemischen Laboratorium der University of California at Los Angeles (UCLA) ereignete. Eine 23jährige Forschungsassistentin mit einem Bachelorabschluss in Chemie und bereits einigen Jahren Berufserfahrung wollte an diesem Tag t-Butyllithium mit Vinylbromid umsetzen. Sie arbeitet an einer Inertgasanlage in einem Abzug und zog das t-Butyllithium mit einer Plastikspritze auf. Dabei sprang der Kolben der Spritze heraus und das austretende t-Butylltihium entzündete sich sofort. 
Wodurch der Kolben aus der Spritze heraussprang, konnte nachträglich nicht mehr geklärt werden. Möglicherweise enthielt die Spritze Feuchtigkeitsspuren, die durch Reaktion mit dem Lithiumorganyl zu einer Gasentwicklung führte. Oder die Mitarbeiterin zog die Spritze aus Versehen zu weit auf. 
Im Abzug stand noch eine offene Flasche Hexan herum. Die Mitarbeiterin Sheri Sangji stieß diese Flasche aus Versehen um, so dass das Hexan herauslief und sich ebenfalls entzündete. Frau Sangji erlitt dabei schwere Verbrennungen am Oberkörper, den Händen und dem Hals. Trotz Behandlung in einer Spezialklinik für Verbrennungen starb sie 18 Tage später an den Folgen ihrer Verletzungen.

Quelle: Chemical and Engineering News vom 03.08.09

Eine Kurzfassung des abschließenden Berichts vom California's Division of Occupational Safety and Health und Diskussion der Verhältnisse im Chemistry Department der UCLA findet man bei Science Careers Blog in Einträgen vom Januar 2012.

Der tragische Unfall wird auch bei The Curious Wavefunction diskutiert, in einem älteren Beitrag geht es unter anderem um die Verantwortung des Professors in diesem Fall.
 
In den verschiedenen Berichten werden mehrfach die von Sigma-Aldrich zur Verfügung gestellten "Technical Bulletins" erwähnt. Es handelt sich dabei um Handling Air-Sensitive Reagents (AL-134) und "Handling Pyrophoric Reagents (AL-164)". Eine Gesamtübersicht über alle verfügbaren Arbeitsvorschriften von Sigma-Aldrich findet man hier.  

Nachtrag Juni 2013:
Aktuelle Nachrichten zum Gerichtsverfahren bei ChemistryWorld: UCLA chemist to stand trial for safety violations linked to Sheri Sangji death, von Rebecca Trager.


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