Wissenschaft im Kreuzverhör
Vroniplag steht aktuell bei 142 inkriminierten Arbeiten. Aber Plagiate, Fälschungen und Betrug in der Wissenschaft gibt es nicht erst in den letzten Jahren, sondern schon sehr lange. Einen ganz guten Einblick in diese dunkle Seite der Wissenschaft bietet das Buch "Wissenschaft im Kreuzverhör: 25 spektakuläre Fälle von Galilei bis Guttenberg" von Heinrich Zankl. Quer durch Geisteswissenschaften, Naturwissenschaften und Medizin werden historische Fälle bis zu Fälschungsskandalen der letzten Jahre ("Fälschungen eines Klonforschers") dargestellt.
Nachtrag am 01.06.15:
An dieser Stelle sollte ich noch das Buch "Der Sündenfall: Betrug und Fälschung in der deutschen Wissenschaft" erwähnen. Die beiden Wissenschaftsjournalisten Marco Finetti und Armin Himmelrath berichten - soweit ich das beurteilen kann - in sachlicher Form über wissenschaftliche Betrugsfälle in Deutschland. Das Buch ist bereits 1999 erschienen und endet daher vor der "Guttenberg Ära". Im ersten Teil werden verschiedene Fälle von Betrug und Fälschung in der Wissenschaft vorgestellt. Besonders wertvoll ist der zweite Teil des Buches, da die Autoren hier Ursachen und Mechanismen aufzeigen, die Wissenschaftler überhaupt erst dazu "verführen" Fälschungen zu produzieren. Ursachen sind unter anderem der Wettlauf um Forschungsgelder, "Publish or Perish" und die Absturzgefahr für den wissenschaftlichen Nachwuchs (Kapitel "Lehrstuhl oder Sozialhilfe"). Weitere verhängnisvolle Mechansimen sind nach Meinung der Autoren die Bewertung von Qualität durch Quantität im Science Citation Index und Journal Impact Factor (Seite 161). Außerdem prangern sie die Praxis der Co- und Ehrenautorschaft an (Seite 164). Wobei ich nicht weiss, ob es immer noch üblich ist, dass sich Chefärzte, Lehrstuhlinhaber und Laborleiter als Coautoren nennen lassen, auch wenn sie nichts zu einer Publikation beigetragen haben.
Im dritten Teil des Buches werden mögliche Schutzvorkehrungen und Sanktionen gegen Betrug in der Wissenschaft besprochen.
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