Das akademische Prekariat
Im Frühjahr gab es tatsächlich eine Diskussion über die schlechte Stellensituation für Nachwuchswissenschaftler an den Universitäten. Angesichts der zeitlich darauf folgenden Krisen (Griechenlandkrise, Flüchtlingskrise usw.) ist dieses Problem allerdings völlig in Vergessenheit geraten. Vermutlich wird das akademische Prekariat auch nicht so bald wieder auf der Tagesordnung erscheinen. Es gibt zur Zeit andere und größere Probleme. Für alle Betroffenen heisst das wohl: Pech gehabt.
Der Rückblick auf die Zeitungsmeldungen:
- "Uni-Prekariat: Bildungsministerin entdeckt den Forschernachwuchs - Hilfe fürs akademische Prekariat: Bildungsministerin Johanna Wanka reagiert auf die miserablen Jobverhältnisse an deutschen Hochschulen. Und bekommt Lob von unerwarteter Seite - der Bildungsgewerkschaft GEW." bei Uni-Spiegel vom 26.03.15
- "Prekariat mit Doktorgrad - Promovenden und Postdocs rebellieren gegen schlechte Bezahlung und Kurzzeitverträge. Die Politik bewegt sich." von Anant Agarwala in Die Zeit vom 06. 02. 15
- "Unterbezahlte Hölle - Ein Studium zahlt sich längst nicht immer aus. Fast jeder zehnte Akademiker kommt nur auf einen mageren Stundenlohn" von A. Dowideit in Die Welt vom 19.01.14
Der Diskussion voraus ging eine Stellungnahme des Wissenschaftsrates zur Situation an den Universitäten vom Juli 2014: "Tenure Track-Professuren und Dauerstellen für den wissenschaftlichen Nachwuchs". Aus dieser Pressemitteilung zwei Passagen als Zitat:
"Der Wissenschaftsrat empfiehlt den Universitäten, zwei Optionen gezielt auszugestalten: erstens den Karriereweg zur Professur über denTenure Track, zweitens den Zugang zu einer unbefristeten Position als wissenschaftliche Mitarbeiterin bzw. wissenschaftlicher Mitarbeiter oder Lehrkraft für besondere Aufgaben. 'Um die Karriereperspektiven wirklich zu verbessern, muss die Zahl unbefristeter Beschäftigungsverhältnisse deutlich erhöht werden, und diese müssen attraktiv ausgestaltet werden', so Professor Manfred Prenzel, Vorsitzender des Wissenschaftsrates. "
Weiter heisst es: "Für die Aufstockung des wissenschaftlichenPersonals an Universitäten skizziert der Wissenschaftsrat folgendes Zielszenario: In den kommenden zehn Jahren soll die Zahl der Professuren schrittweise um insgesamt ca. 7.500 Professuren erhöht werden. Der Anteil der Tenure Track-Professorinnen und -Professoren soll bis 2025 etwa ein Fünftel aller Professuren betragen. Die Zahl der unbefristet beschäftigten wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Lehrkräfte für besondere Aufgaben soll in etwa demselben Umfang kontinuierlich erhöht werden."
Hier noch ein älterer Bericht, der die Situation des akademischen Nachwuchses sehr gut beschreibt: "Jung, gebildet, sucht… Über Sackgassen, Holzwege und fehlende Perspektiven für den akademischen Nachwuchs" von M. Scheloske auf www.wissenswerkstatt.net am 17.05.07.
Abbildung: "Ein Wappen mit mehreren Doktoren" von William Hogarth, 1736
(Diese Datei stammt von Wellcome Images, einer Website, die von Wellcome Trust, einer globalen gemeinnützigen Stiftung in Großbritannien, betrieben wird. Refer to Wellcome blog post. Diese Datei ist lizenziert unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung 4.0 international“.)
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