Eine kurze Geschichte von Open Access
Die Publikationspraxis von wissenschaftlichen Peer Review-Artikeln veränderte sich grundlegend in den letzten 20 Jahren.[1, Literaturstellen am Ende dieses Posts] Die technischen Möglichkeiten des Internets eröffneten völlig neue Möglichkeiten. Elektronisches Publizieren und sofortige Verfügbarkeit von wissenschaftlicher Information sind heute Standard. In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre erschienen die ersten Open Access-Zeitschriften. Diese gaben häufig Einzelpersonen heraus. Damals hielten nur sehr wenige dieses Publikationsmodell für eine ernsthafte Alternative zur üblichen Publikationspraxis in kommerziellen Abonnementzeitschriften. Eine zweite Welle von Open Access-Zeitschriften entstand aus etablierten Abonnementzeitschriften, die im Besitz von wissenschaftlichen Gesellschaften sind. Diese entschieden sich dafür, die elektronischen Versionen ihrer Zeitschriften frei zugänglich zu machen. Das British Medical Journal (BMJ) war eine der ersten Zeitschriften, die ihre elektronische Version Open Access bereitstellte [2]. Open Access-Zeitschriften sind vor allem in Lateinamerika und Japan populär. Dort existieren Portale wie Scielo [3, 4] oder J-stage [5], die Hunderte von Zeitschriften für die Herausgeber kostenfrei hosten.
Die dritte Welle von Open Access-Zeitschriften wurde durch zwei neue Verlage initiiert: BioMedCentral [6] und die Public Library of Sience (PLoS) [7]. Sie führten Publikationsgebühren für Artikel (Article Processing Charge – APC) als Mittel zur Finanzierung der Open Access Zeitschriften ein. Seit 2000 hat sich dieses Finanzierungsmodell weitgehend durchgesetzt. In den letzten Jahren haben alle führenden Verlagshäuser Open Access-Zeitschriften gegründet, die auf diesem Geschäftsmodell beruhen. Führende Open Access-Zeitschriften verlangen für einen Artikel Publikationsgebühren zwischen 2000 und 3000 US$. Die durchschnittliche Publikationsgebühr für alle Zeitschriften, die im Directory of Open Access Journals gelistet sind, lag 2010 bei 900 US-Dollar [8]. Diese hohen Publikationsgebühren stellen für viele Autoren eine Hürde zur Veröffentlichung in Open Access Zeitschriften dar. Kommerzielle Verlagshäuser bieten inzwischen eine Open Access-Option für ihre Abonnementzeitschriften an. In diesem sogenannten Hybridmodell können die Autoren gegen Zahlung einer Gebühr die elektronische Version ihrer Artikel als Open Access-Artikel freischalten lassen. Die Gebühren für diese Option betragen bis zu 3000 US-Dollar.
Literatur:
- Die Geschichte von Open Acces folgt inhaltlich der Beschreibung in: B.-C. Björk, D. Solomon: Open access versus subscription journals: a comparison of scientific impact, BMC Medicine2012, 10:73, DOI: 10.1186/1741-7015-10-73; online abrufbar unter: http://bmcmedicine.biomedcentral.com/articles/10.1186/1741-7015-10-73
- Homepage von BMJ: http://www.bmj.com/thebmj
- Homepage von Scielo: http://www.scielo.org
- Parker, Abel, ed. (2014). SciELO - 15 Years of Open Access: an analytic study of Open Access and scholarly communication (in English, Spanish, and Portuguese). UNESCO. doi:10.7476/9789230012373
- Homepage: https://www.jstage.jst.go.jp/browse/
- Homepage: http://www.biomedcentral.com/
- Homepage: https://www.plos.org/
- D. J. Solomon and B.-C. Björk: A study of open access journals using article processing charges. J. Am. Soc. Inf. Sci. Technol. 63, 2012, 1485-1495. DOI: http://dx.doi.org/10.1002/asi.22673
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