Chemieprofessor muss nicht ins Gefängnis
Eine junge Forschungsassistentin starb 2009 an Verbrennungen, die sie sich bei Arbeiten mit tert-Butyllithium in einem chemischen Labor der University of California in Los Angeles (UCLA) zugezogen hatte. Details zum Hergang berichtete ich bereits unter der Überschrift "Todesfall beim Umfüllen von tert-Butyllithium".
Die juristische Aufarbeitung des Falles wurde in diesem Jahr abgeschlossen. Das heisst abgeschlossen wurde der Fall eigentlich nicht so richtig, da es gar nicht erst zu einer Gerichtsverhandlung kam. Im Juni dieses Jahres verkündete das Gericht, dass eine aussergerichtliche Einigung erzielt wurde. Der verantwortliche Vorgesetzte der Mitarbeiterin (Prof. Harran) hätte bei einer Verurteilung mit bis zu viereinhalb Jahren Gefängnis rechnen müssen. Im Rahmen der aussergerichtlichen Einigung muss er jedoch lediglich gemeinnützige Arbeit leisten und 10.000 US-Dollar Strafe an ein Spezialkrankenhaus für Verbrennungen zahlen. Als gemeinnützige Arbeit wird Prof. Harran einen siebenwöchigen Kurs zur organischen Chemie an einer Highschool abhalten, außerdem 800 Stunden Community Service im Krankenhausbereich leisten und er wird neuen Studenten in der Chemie und den Biowissenschaften an der UCLA Vorträge zur Sicherheit im Labor halten.
Dieser Fall hätte ein Präzedenzfall in den USA werden können. Dabei hätte die Verantwortung eines Vorgesetzten für die Gesundheit und das Leben seiner Mitarbeiter in einer wissenschaftlichen Einrichtung gerichtlich festgestellt werden können. Daher war die öffentliche Aufmerksamkeit an diesem Fall groß. Beobachter der Falles äußerten ihre Enttäuschung über den Ausgang des Verfahrens. So ist es zum Beispiel fragwürdig, dass ein Professor, der derart die Sicherheit in seinem Labor vernachlässigt hat, weiterhin eine Forschungsgruppe leiten darf. Die 10.000 Dollar Strafe kann man in etwa als "leichten Klaps" auf die Finger betrachten, angesichts eines Jahreseinkommens von ca. 300.000 Dollar.
Quelle: UCLA chemist avoids prison time for lethal lab accident in Chemistry World vom 26 Juni 2014 von Rebecca Trager.
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