Samstag, 10. Oktober 2020

To be on "The Cover of the Rolling Stone"

Auf der Titelseite

Dr. Hook besang bereits 1972 die Genugtuung, wenn das eigene Bild auf der Titelseite einer Zeitschrift erscheint. In diesem Fall ging es um die Musikzeitschrift Rolling Stone. Sinngemäß geht der Text des Songs so: "... Es ist der tollste Nervenkitzel, wenn Dein Foto auf die Titelseite des "Rolling Stone" erscheint. Ich will mein Bild auf der Titelseite sehen, ich werde gleich fünf Hefte für meine Mutter kaufen..."
Ähnlich scheint es einigen Wissenschaftlern zu gehen, die großen Wert darauf legen, dass ihre wissenschaftlichen Arbeiten auf der Titelseite einer renommierten Fachzeitschrift promotet werden. Die Grafiken sollen den Inhalt des Artikels illustrieren und werden im Allgemeinen von den Wissenschaftlern selbst erstellt. Dabei kommt es schon manchmal zu schlecht gemachten Titelbildern mit fragwürdigen Assoziationen. Chemiker sind eben keine Grafiker und wissen häufig nicht so recht, wie man eine ansprechende Grafik gestaltet. (Ich weiß es übrigens auch nicht.)

Fiktive Titelseite einer fiktiven Zeitschrift zur Illustration eines Artikels.

Zweifelsohne steigert ein Titelblatt die Sichtbarkeit der eigenen Arbeiten. Aber einige Überlegungen geben zumindest zu denken, ob diese Art der Promotion sinnvoll ist:

In manchen Zeitschriften gibt es bis zu vier "Titelbilder". Das sind Titelbild, Innentitelbild, Innenrücktitelbild und Rücktitelbild. Die Autoren werden aufgefordert die Titelbilder selbst zu erstellen, eine redaktionelle Bearbeitung der Titelbilder findet bei den meisten Zeitschriften nicht statt. Wenn jede Ausgabe einer Zeitschrift bis zu vier Titelbilder hat, ist das dann gar nicht mehr etwas so Besonderes? 

Hinzu kommt, dass die Autoren für jedes veröffentlichte Titelbild einen Beitrag zu den Produktionskosten bezahlen müssen. Diese unterscheiden sich je nach Zeitschrift und können bis zu 1495 US-Dollar betragen. Handelt es sich dabei nicht eher um eine Methode, um mit der Zeitschrift etwas mehr Ertrag zu erwirtschaften? (Bei einigen wenigen Zeitschriften müssen die Autoren nichts für das Cover bezahlen, so zum Beispiel bei Nature Chemistry.)

Schließlich  muss man noch bedenken, dass Fachzeitschriften kaum noch gedruckt zu den Lesern gelangen. Entweder scrollen die Leser die Zeitschriften auf dem Bildschirm durch oder sie erschließen sich die Fachliteratur mit geeigneten Fachdatenbanken und Suchmaschinen. Beim Scrollen auf dem Bildschirm sticht ein gut gemachtes Cover natürlich schon ins Auge und vermag die Aufmerksamkeit der Leser auf sich zu ziehen. Aber die gleiche Funktion haben eigentlich die Graphical Abstracts.


Anregung für diesen Post lieferte der folgende Artikel: "Making The Cover - Scientific art on journal covers raises visibility, but does it still serve a purpose in the Internet age?" von Stephen K. Ritter (Chemical and Engineering News  2006, Volume 84, Seiten 24-27). Ein Teil der Argumente habe ich von dort übernommen.


Und schließlich hier noch das Original von Dr. Hook and the Medicine Show:

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